Interview mit Dr. Kirsten Kappert-Gonther
„Zukunft gestalten - mit den evidenzbasierten Empfehlungen der BVPG“
Im Januar 2025 hat die BVPG das Policy Paper „Herausforderungen und Chancen zur Weiterentwicklung von Prävention und Gesundheitsförderung in der 21. Legislaturperiode“ veröffentlicht. Zu den im Policy Paper genannten vier Schwerpunktthemen sind evidenzbasierte Empfehlungen erarbeitet worden. Interview mit BVPG-Präsidentin Dr. Kirsten Kappert-Gonther MdB.
Die BVPG hat zu den Themen „Gesundheitliche Chancengerechtigkeit“, „Bewegung Sport und Gesundheit“, „Klimawandel und Gesundheit“ sowie „Psychische Gesundheit“ evidenzbasierte Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Warum ist die Stärkung der Gesundheit in Deutschland so entscheidend?
Gesundheit ist weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit – sie ist die Grundlage für gesellschaftliche Leistungsfähigkeit, für Wohlstand und nicht zuletzt für die Stabilität unserer Demokratie.
Wir stehen jedoch vor enormen Herausforderungen: die hohe Belastung durch chronische Erkrankungen, der demografische Wandel, die Folgen der Klimakrise, geopolitische Spannungen und demokratiegefährdende Entwicklungen. Prävention und Gesundheitsförderung müssen deshalb stärker in den Mittelpunkt rücken – und zwar nicht isoliert, sondern als Aufgabe für alle, in den Städten und Kommunen, am Arbeitsplatz, in der Schule und bei der Gesetzgebung auf allen Ebenen müssen die Auswirkungen auf die Gesundheit beachtet werden.
Gesundheit steht in enger Wechselwirkung mit anderen Politikfeldern: Sie prägt Wirtschaft, Soziales und ebenso die Ökologie und weitere Politikbereiche. Genau deshalb muss Gesundheit im Sinne des Health-in-and-for-All-Ansatzes systematisch in politische Entscheidungen integriert werden.
Die BVPG hat vier zentrale Schwerpunktthemen definiert: „Gesundheitliche Chancengerechtigkeit“, „Bewegung Sport und Gesundheit“, „Klimawandel und Gesundheit“ sowie „Psychische Gesundheit“. Zu jedem dieser Themen haben interdisziplinäre Arbeitsgruppen aus BVPG-Mitgliedsorganisationen und externen Expertinnen und Experten evidenzbasierte, sektorübergreifende Handlungsempfehlungen erarbeitet, die nun in Form von Executive Summaries veröffentlicht wurden.
An wen richten sich die evidenzbasieren Handlungsempfehlungen konkret?
Wir wenden uns an die politischen Entscheiderinnen und Entscheider in relevanten parlamentarischen Gremien – natürlich das Bundesministerium für Gesundheit und den Gesundheitsausschuss, aber auch an Akteurinnen und Akteure aus Bereichen wie Arbeit und Soziales, Umwelt, Sport und Ehrenamt. Nur wenn sektorübergreifend gedacht und gehandelt wird, können die Empfehlungen Wirkung entfalten – sei es in der Gesetzgebung, in Förderprogrammen oder in der praktischen Umsetzung.
Unser Ziel ist es, Impulse zu geben, damit politische Kooperationen entstehen, die allen Beteiligten zugutekommen. Gesundheit hat nicht nur für jede Person hohe individuelle Bedeutung, sondern kann zu einem echten Motor gesellschaftlichen Fortschritts werden.
Warum kommt der BVPG als Dachverband eine besondere Rolle bei der Entwicklung von Handlungsempfehlungen zu?
Die BVPG setzt sich seit über 70 Jahren für Prävention und Gesundheitsförderung ein und vereint mehr als 130 Mitgliedsorganisationen aus unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Bereichen. Sie versteht sich als Brückeninstanz, die Akteurinnen und Akteure vernetzt, Räume für Diskussion schafft und Strukturverbesserungen im Handlungsfeld initiiert – stets unabhängig, engagiert und zukunftsorientiert.
Mit der Veröffentlichung der Executive Summaries „Empfehlungen für eine gesündere und resilientere Gesellschaft“ (PDF) stellt die BVPG ihre evidenzbasierten Empfehlungen zu „Gesundheitliche Chancengerechtigkeit“, „Bewegung Sport und Gesundheit“, „Klimawandel und Gesundheit“ sowie „Psychische Gesundheit“ in kompakter Form zur Verfügung – mit dem Ziel, Gesundheit und gesellschaftliche Resilienz in Deutschland nachhaltig zu stärken. Ein relevantes Extrakt hoher wissenschaftlicher und praktischer Expertise. Eine große Hilfe und ein Handlungsauftrag für politische Entscheidungen der Zukunft!
Die Fragen stellte Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG).