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Beitrag von Andrea Wolff und Martin Heyn

„Wir schaffen starke Strukturen für die Prävention und Gesundheitsförderung in Bayern“

Gemeinsam die gesundheitliche Chancengleichheit im Bundesland Bayern verbessern: Andrea Wolff, Geschäftsführerin der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG Bayern), und Martin Heyn, Leitung des Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG), berichten über die Aufgabenbereiche ihrer Organisationen.

Andrea Wolff, Geschäftsführerin der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. (links) und Martin Heyn, Leiter des Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) (rechts)
© LZG Bayern (links); © Tobias Hase (rechts)

 

Mit einer Fläche von über 70.000 Quadratkilometern ist Bayern das flächenmäßig größte Bundesland Deutschlands. Im Jahr 2023 lebten hier rund 13,4 Millionen Menschen. In Bayern haben Frauen der Sterbetafel 2021/23 zufolge bei Geburt eine Lebenserwartung von 83,5 Jahren, Männer werden durchschnittlich 78,9 Jahre alt.

Allerdings hängt die Lebenserwartung unter anderem stark von den sozioökonomischen Rahmenbedingungen ab. Laut einer aktuellen Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) betrug die Differenz zwischen den wohlhabendsten und den sozioökonomisch am stärksten benachteiligten Regionen in der Periode 2020 bis 2022 bei Frauen in Deutschland 4,3 Jahre, bei Männern sogar 7,2 Jahre. Auch innerhalb Bayerns besteht ein deutliches Gefälle zwischen Nordost-Bayern und Südbayern. Dahinter stehen sozioökonomische Unterschiede und damit zusammenhängend auch Unterschiede im Lebensstil. Auch die Chancen für ein Aufwachsen in guter Gesundheit sind nicht gleich verteilt. Der sozioökonomische Status in der Familie beeinflusst maßgeblich die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Bayern hat im Ländervergleich die niedrigste Armutsquote. Dennoch sind hier Alleinerziehende und deren Kinder sowie Erwerbslose, junge Erwachsene und Personen ab 65 Jahren überdurchschnittlich armutsgefährdet.


Starke Strukturen für die Prävention und Gesundheitsförderung in Bayern

Eine verstärkte präventive Ausrichtung der Gesundheitsversorgung, insbesondere der Primärversorgung, bevölkerungsbezogene Präventionsarbeit sowie die bedeutende Rolle von Public Health ist in Fachkreisen unumstritten. Mit der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG Bayern) und dem Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) stehen zwei Organisationen bereit, die sich mit unterschiedlichen Themenfeldern für die Stärkung der Prävention und Gesundheitsförderung einsetzen. Gemeinsam agieren beide Organisationen u. a. im Rahmen der Koordinierungsstelle für Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern (KGC) in zwei sich ergänzenden Aufgabenbereichen.

Die KGC hat zum Ziel, die Chancen auf Gesundheit für alle Menschen landesweit zu verbessern und für das Thema zu sensibilisieren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Menschen in schwierigen Lebenslagen, welche einen besonderen Unterstützungsbedarf haben. Die KGC fördert hierzu vor allem die Umsetzung lebensweltbezogener Gesundheitsförderung auf kommunaler Ebene. Mit Fachforen und weiteren themen- oder zielgruppenbezogenen Veranstaltungen und Workshops wurde ein Netzwerk mit inzwischen über 4.000 Akteurinnen und Akteuren in der Fläche Bayerns aufgebaut, das sich für die Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit einsetzt. Die KGC Bayern begleitet seit dem Jahr 2012 über 21 Kommunen im Rahmen des bundesweiten Partnerprozess Gesundheit für alle. Darüber hinaus schult sie mit vier bis fünf Lernwerkstätten pro Jahr Fachkräfte in der Anwendung der Qualitätskriterien der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung.


Landeszentrale für Gesundheit in Bayern (LZG Bayern)

Seit 1973 unterstützt die Landeszentrale für Gesundheit (LZG Bayern) die Gesundheitsförderung und Prävention in unterschiedlichen Lebenswelten im Bundesland Bayern. Durch einen Zusammenschluss von 33 Einrichtungen und Verbänden vernetzen wir Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen und entwickeln Handlungskonzepte und Materialien für gute Praxis. Wir sensibilisieren dabei für unterschiedliche Themengebiete aus Prävention und Gesundheitsförderung. Als gemeinnütziger Verein sind wir Ansprechpartner und Forum für alle, die sich mit Prävention und Gesundheitsförderung in Bayern befassen.

Unseren Vereinszweck erreichen wir unter anderem durch:

  • Durchführung von Veranstaltungen der Gesundheitsförderung und gesundheitsbezogenen Prävention – selbst oder in Kooperation mit Mitgliedern oder anderen Partner/-innen
  • Umsetzung von Drittmittelprojekten, die der Förderung von Prävention und Gesundheitsförderung dienen
  • Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
  • Zusammenarbeit mit Behörden, Körperschaften, Verbänden, Berufsvertretungen, Krankenkassen und ihren Verbänden sowie sonstigen Einrichtungen des Gesundheitswesens

Bei der LZG Bayern werden derzeit folgende drei Projekte umgesetzt:

  • teamw()rk für Gesundheit und Arbeit
  • Geschäftsstelle der Landesrahmenvereinbarung Prävention Bayern
  • Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern (KGC) in Kooperation mit dem Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Bayern (LGL)

teamw()rk für Gesundheit und Arbeit

Das Projekt „teamw()rk für Gesundheit und Arbeit“ hat zum Ziel, erwerbslose Menschen nachhaltig mit Präventionsangeboten zu erreichen und damit auch ihre Chancen auf einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu erhöhen. Langzeitarbeitslosigkeit geht häufig mit zunehmenden gesundheitlichen Einschränkungen einher, diese wiederum erschweren die berufliche Eingliederung. Diesen negativen Kreislauf wollen die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) gemeinsam mit Arbeitsagenturen und Jobcentern in Zusammenarbeit mit kommunalen Trägerinnen und Trägern in diesem bundesweit initiierten Projekt durchbrechen.

Seit 2017 ist die LZG Bayern im Auftrag der GKV-Arbeitsgemeinschaft in Bayern für die Projektkoordination im Freistaat verantwortlich und unterstützt 17 Standorte bei der Umsetzung.


Geschäftsstelle Landesrahmenvereinbarung Prävention Bayern

Im Rahmen der Landesrahmenvereinbarung Prävention Bayern (LRV Bayern) können trägerübergreifende Projekte zur Prävention und Gesundheitsförderung und Prävention für sozial benachteiligte, vulnerable Zielgruppen gefördert werden. Ziel ist es, die gesundheitliche Chancengleichheit in Bayern zu verbessern und zu unterstützen. Die Geschäftsstellte der LRV ist in Bayern bei der LZG Bayern angesiedelt und wird von den krankenkassenverbänden der GKV auf Landesebene finanziert. Von der Geschäftsstelle werden Interessierte zur Antragstellung und dem Förderverfahren beraten, sowie geförderte Projekte betreut.


Bayerisches Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG)

Im Jahr 2012 wurde das Bayerische Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) als ein Sachgebiet des heutigen Landesinstituts Gesundheit I – Prävention / Versorgung / Epidemiologie/ E-Health (GP) am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eingerichtet und damit das Themenfeld organisationsbezogen etabliert. Ein wachsendes, interdisziplinäres Team mit Fachkräften u. a. aus den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Pädagogik, Public Health, Psychologie und Ernährungswissenschaften agiert damit als Brückeninstanz zwischen Wissenschaft und Praxis.


Wegweiser in der Bayerischen Präventionslandschaft

Mit Fachveranstaltungen, Fachinformationen, Themensammlungen, Publikationen und einem regelmäßigen Newsletter spricht das ZPG in erster Linie Fachkräfte der Prävention und Gesundheitsförderung und Prävention im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) oder der freien Träger an. Allen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, z. B. in Schulen und Kommunen, bietet das ZPG Broschüren, Materialien und Ausstellungen. Durch die Begleitung und Umsetzung von Projekten und Kampagnen sowie durch die fachliche Bewertung gesundheitsförderlicher und präventiver Maßnahmen gelingt es, Impulse und Anregungen für die qualitätsgesicherte Präventionsarbeit weiterzugeben.


Bewährtes fortführen und zeitgemäß weiterentwickeln

Nicht erst mit Gründung des ZPG begann die Präventionsarbeit in Bayern. Gerade die Suchtprävention blickt auf eine lange Tradition zurück und bildet einen Arbeitsschwerpunkt. Seit mehr als 25 Jahren nimmt Bayern am bundesweiten Nichtraucherwettbewerb „Be Smart - Don't Start“ mit rund 1.000 Klassen jährlich teil und auch das Bayerische Forum Suchtprävention hat sich in ähnlicher Zeit als jährliche Fort- und Weiterbildungsveranstaltung für Fachkräfte einen Namen gemacht.

Der Wissenstransfer und der Austausch mit den Praktikerinnen und Praktikern vor Ort ist zentrales Anliegen. Nicht nur sich ändernde Konsumgewohnheiten machen Anpassungen der Präventionsarbeit notwendig. Auch gesellschaftliche Debatten und sich wandelnde Rahmenbedingungen haben ihre Strahlkraft.

Mit Ministerratsbeschluss vom September 2022 verstärkte das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) den Ausbau qualitätsgesicherter Maßnahmen zur Cannabisprävention an Schulen. Das ZPG ist hierbei maßgeblich mit der Entwicklung eines Gesamtkonzeptes zur Cannabisprävention beteiligt. Die Umsetzung qualitätsgesicherter verhaltenspräventiver Angebote spielen dabei genauso eine Rolle, wie die kontinuierliche Fortbildung der betroffenen Fachkräfte.

Mit dem modular aufgebauten Online-Kurs „Cannabisprävention: wissen, verstehen, handeln“ erarbeitete das ZPG mit relevanten Akteuren erstmalig eine asynchrone Fortbildungs- und Lerneinheit. Die Entwicklung des Kurses fand im Rahmen einer Förderung durch das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG, vormals BZgA) und das StMGP statt. In einer Pilotphase wurde der Kurs umfangreich evaluiert, ausgerollt und für die didaktische und mediale Qualität mit dem Comenius Siegel der Gesellschaft für Pädagogik, Information und Medien e. V. ausgezeichnet.


Mit gutem Beispiel voran

Um den gesundheitlichen Herausforderungen zu begegnen, setzen Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung auch außerhalb des Gesundheitssystems an. Das Konzept „Health in All Policies“ (HiAP) definiert Gesundheit als Querschnittsaufgabe aller Politikfelder. Gesundheit sollte in allen Bereichen öffentlichen Handelns eine Rolle spielen und gefördert werden.

Das Landesprogramm für die gute gesunde Schule geht hier mit gutem Beispiel voran. Es wird federführend durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus gemeinsam mit dem StMGP sowie der AOK Bayern, BARMER und der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB) u. a. durchgeführt. Das ZPG hat die Programmkoordination inne.

Im Jahr 2019 startete das Landesprogramm für die gute gesunde Schule Bayern mit einem neuen Konzept, das allen Schulen einen Rahmen bietet, ihr Engagement im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung zu verstetigen, auszubauen oder neu zu entwickeln. Es dient als niedrigschwelliger Einstieg für Schulen, die sich auf den Weg zu einer guten gesunden Schule machen wollen oder bereits aktiv dabei sind. Die Resonanz auf die Neuauflage spricht für sich: Jährlich setzen sich immer mehr Schulen für Gesundheitsförderung ein: Während im Jahr 2021 die ersten 133 Schulen bayernweit die Auszeichnung zur guten gesunden Schule erhielten, meldeten sich zum Schuljahr 24/25 mehr als 450 Schulen an.


Informieren – stärken – vernetzen

Wie im Rahmen des Landesprogramms für die gute gesunde Schule übernimmt das ZPG in verschiedenen Projekten und Initiativen landeskoordinierende Tätigkeiten. Dabei blicken wir auf eine vertrauensvolle, enge und effektive Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern – regional wie überregional. Diese Kooperationen gilt es auch zukünftig zu intensivieren und auszubauen. Nur gemeinsam können wir erfolgreich für eine daten- und evidenzbasiert Präventionspraxis eintreten, die bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt und die relevanten Lebenswelten in den Blick nimmt.


Andrea Wolff (Dipl. Sozw.) | Seit 2020 Geschäftsführerin der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG Bayern), seit 2017 Leiterin der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC Bayern). Studium der Sozialwissenschaften, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Sportwissenschaft und Sport, Universität Erlangen-Nürnberg. Arbeitsschwerpunkte: Gesundheitliche Chancengleichheit, Bewegungsförderung, Verhältnisprävention mit dem Ansatz der Kooperativen Planung, Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und metabolischem Syndrom.


Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG Bayern)

Logo der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG)
© LZG Bayern e.V.
Vorstand: Prof. Dr. Heiner Vogel (Vorstandsvorsitzender), Prof. Dr. Jana Semrau (Stellvertr.), Gerhard Hartmann, Prof. Dr. Filip Mess, Prof. Dr. Ulrike Röger-Offergeld
Geschäftsführung: Andrea Wolff
Gründung: 1973
Schwerpunktthemen: Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen, Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren in Bayern
Anzahl Mitarbeitende: 13


Martin Heyn | Seit 2012 Leiter des Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) , seit 1995 im Öffentlichen Gesundheitsdienst sowohl in Gesundheitsämtern als auch im Bayerischen Gesundheitsministerium tätig. Seit 2023 ist er in der Abteilungsleitung des Landesinstituts für Gesundheit I mit den Themen Prävention, Versorgung, Epidemiologie und E-Health betraut. Diplom-Sozialpädagoge und Master of Social Management.


Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)

Logo des Bayrischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG)
© ZPG
Leitung: Martin Heyn
Gründung: 2012
Schwerpunktthemen: Stärkung der Strukturen und Wirksamkeit von Gesundheitsförderung und Prävention in Bayern. Im Fokus stehen allgemeine gesundheitsbezogene Themen, die Prävention von HIV/AIDS, die Suchtprävention sowie die Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit.
Anzahl Mitarbeitende: 25
Sonstiges/weitere Informationen: Das ZPG ist ein Sachgebiet des Landesinstitutes Gesundheit I im LGL. Das LGL ist eine nachgeordnete Behörde des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV), des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGPP) sowie des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration (StMAS).


In 13 Bundesländern gibt es Landesvereinigungen bzw. Landeszentralen für Gesundheit(sförderung), die über die BVPG auf Bundesebene vertreten werden. Jährlich finden zwei Kooperationstreffen mit den Landesvereinigungen und der BVPG statt.