Block II: Aktuelle und zukünftige Themen, Arbeits- und Aufgabenbereiche
Themen, Arbeits- und Aufgabenbereiche in Bewegung, Sport und Gesundheit
„Intersektorale Zusammenarbeit ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Bewegungsförderung, die für die Gesellschaft viele Vorteile hat: mehr Gesundheit, mehr Lebensqualität und mehr Teilhabe!“ Prof. Dr. Klaus Pfeifer | |
© Monika Werneke (Wiesbaden) |
Bewegungsmangel ist ein globales Problem mit mehr als 5,3 Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr (Lee et al, 2014). Die Gesamtkosten von Bewegungsmangel werden für Deutschland auf 14,5 Milliarden Euro bzw. 4,8% der nationalen Gesundheitsausgaben geschätzt (Senatsverwaltung für Inneres und Sport, 2016 (PDF)). Demgegenüber sind die positiven Gesundheitswirkungen regelmäßiger körperlicher Aktivität umfassend belegt (WHO 2020). Gelingt es, den Anteil der inaktiven Bevölkerung um 20% zu reduzieren, könnte dies rund 2 Milliarden Euro einsparen (Senatsverwaltung für Inneres und Sport, 2016 (PDF)).
Um das Problem mangelnder Bewegung zu adressieren, das sich während der COVID-19-Pandemie noch einmal verschärft hat, haben das Bundesministerium des Inneren (BMI) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in den letzten Jahren verschiedene politische Prozesse gestartet. Zum einen wurden beim Bewegungsgipfel (BMI und BMG) Vereinbarungen zur Stärkung der Bewegungsförderung im Bereich des Sports getroffen. Zum anderen wurden beim „Runden Tisch Bewegung und Gesundheit“ des BMG Maßnahmen zur Stärkung der Bewegungsförderung vereinbart. Dazu gehören unter anderem a) die Aktualisierung der Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung (NEBB) von 2016 und b) die Absicht, ein Nationales Kompetenzzentrum für Bewegungsförderung gemäß des Kabinettsbeschlusses vom Juni 2021 zu errichten.
Bestandsaufnahme zur Bewegungsförderung
Für den Runden Tisch Bewegung und Gesundheit wurden außerdem im Auftrag des BMG Bestandsaufnahmen zur Bewegungsförderung in Deutschland für verschiedene Zielgruppen erstellt (Kinder und Jugendliche, Erwachsene, ältere Menschen sowie bei Menschen mit nichtübertragbaren Erkrankungen). In diesen Dokumenten wird deutlich, dass die körperliche Aktivität aller Zielgruppen deutlich geringer ist als in den NEBB bzw. von der WHO (2020) empfohlen. Dabei sind soziale Gradienten erkennbar, z.B. bewegen sich Personen mit zunehmendem Alter und niedrigerem sozioökonomischen Status immer weniger. Die Anstrengungen zur Bewegungsförderung in Deutschland müssen somit erhöht werden.
Systematische Bewegungsförderung und Monitoring notwendig
Denn in den Bestandsaufnahmen wird deutlich, dass für alle Zielgruppen eine verstärkte und systematische Umsetzung der in den NEBB und in weiteren internationalen Empfehlungen beschriebenen Maßnahmen zur Bewegungsförderung notwendig ist. Dafür ist zukünftig auch ein systematisches Monitoring notwendig. Voraussetzungen sind eine klare Allokation der politischen Verantwortlichkeit sowie eine stärkere intersektorale Zusammenarbeit. Zum Beispiel hat sich für Bewegungsförderung in Kommunen der Bedarf zur Unterstützung durch intermediäre Organisationen an der Schnittstelle von Politik, Praxis und Wissenschaft gezeigt (Birkholz et al. 2023). Aktivitäten dieser Art könnten durch ein Nationales Kompetenzzentrum für Bewegungsförderung koordiniert werden, für dessen Errichtung eine passfähige Struktur mit Beteiligung relevanter Akteure der Bewegungsförderung sowie eine ausreichende Ressourcenausstattung notwendig sind, z.B. analog zu den Strukturen im Bereich Ernährung (DGE).
Prof. Dr. Klaus Pfeifer | Lehrstuhl für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Bewegung und Gesundheit an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), u. a. Mitglied der Expertengruppe für „Bewegungsförderung im Alltag“ des Bundesministeriums für Gesundheit, Wissenschaftlicher Beirat des Deutschen Verbands für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. (DVGS), Sprecher der AG Bewegungstherapie in der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften e.V. (DGRW, 2009-2019), Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften, Mitglied im Kuratorium für den DOSB-Wissenschaftspreis, Mitglied im Kuratorium der Boxberger-Stiftung Bad Kissingen.