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Block II: Aktuelle und zukünftige Themen, Arbeits- und Aufgabenbereiche



Klimawandel und Gesundheit — Mehrgewinne für Prävention und Gesundheitsförderung


„Mehrgewinne, also Maßnahmen, die gut für den Klimaschutz und die Gesundheit sind, gilt es zu nutzen, um langfristig von einer Krisenanpassung zu der Förderung von Prävention und Resilienz zu kommen.“

Dr. Karin Geffert |
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Public Health and Health Services Research am Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Dr. Karin Geffert
© MA.RE media

Der Klimawandel gilt als eine der größten Bedrohungen der menschlichen Gesundheit im 21. Jahrhundert. Das Zusammenwirken von globalen Umweltveränderungen mit u.a. Biodiversitätsverlust oder Luftverschmutzung hat weitreichende Folgen für die menschliche Gesundheit: Ausbreitung von Infektionskrankheiten, psychische Belastung durch die Folgen von Extremwetterereignisse, Zunahme von Herz-Kreislauferkrankungen durch Hitzeereignisse oder auch Verschlechterung von Atemwegserkrankungen und Allergien sind einige Beispiele für eine Vielzahl von Folgen für die physische und psychische Gesundheit von Menschen. Diese Auswirkungen werden durch soziale Faktoren noch weiter verstärkt, die dabei wie ein Brennglas wirken können: Personen, die aufgrund unterschiedlicher Faktoren sozial benachteiligt sind, sind auch überproportional durch Klimafolgen betroffen. Hierbei ist zu beachten, dass die unterschiedlichen Faktoren sich gegenseitig beeinflussen und entsprechende Wechselwirkungen haben. Oftmals verstärken sich insbesondere benachteiligende Faktoren und führen so zu einer besonderen Belastung von Personen im Sinne von Intersektionalität.


Förderung von Gesundheit und resilienten Ökosystemen

Die gute Nachricht ist: Viele Maßnahmen für den Klimaschutz sind auch positiv für die Gesundheit und umgekehrt. Diese Maßnahmen mit sogenannten Mehrgewinnen gilt es zu nutzen. Zu den Maßnahmen zählen u.a. die Förderung von einer gesunden und nachhaltigen Ernährung beispielsweise in Gemeinschaftseinrichtungen sowie nachhaltiger, aktiver Mobilität in Städten und Kommunen. Durch den Fokus auf diese Mehrgewinne kann es gelingen, den Fokus auch langfristig auf die Förderung von Gesundheit und resilienten Ökosystemen zu legen. Um dies zu erreichen, braucht es sektorenübergreifende Lösungsansätze. Das bekannte Narrativ von „Gesundheit in allen Politikbereichen“ sollte erweitert werden um das Prinzip von „Gesundheit für alle Politikbereiche“: Die Vorteile von Gesundheit für die anderen Sektoren müssen kommuniziert und weitergegeben werden.


Voraussetzungen fürs Gelingen

Folie mit Titel Governance Maßnahmen aus der Präsentation von Frau Dr. Geffert © Dr. Karin Geffert
© Dr. Karin Geffert

Sektorübergreifende Maßnahmen für Klima und Gesundheit benötigen starke Governance-Strukturen. Grundlegend für die Umsetzung sind adäquate finanzielle Mittel sowie effektive, umsetzende Akteure. Darüber hinaus können weitere Maßnahmen wie die Entwicklung einer Public-Health-Strategie mit Berücksichtigung von Umweltaspekten, die Berücksichtigung von Vulnerabilität in Planung und Prozessen, verpflichtende Umwelt- und Gesundheitsfolgenabschätzungen, Klimaneutralität des Gesundheitssektors sowie die Umsetzung von transparenten und partizipativen Entscheidungsprozessen wichtige Governance-Bausteine sein, um Klima und Gesundheit langfristig und nachhaltig zusammen zu bringen. Dabei gilt es, das föderale System und die unterschiedlichen beitragenden Sektoren entsprechend zu berücksichtigen und einzubinden.

Alle Akteure sind entsprechend gefragt, sich aktiv zu beteiligen und einen Beitrag zu leisten: Ein Beispiel hierfür ist der „Call for and to Action Klimawandel und Public Health“ des Zukunftsforums Public Health, eine Selbstverpflichtung von Akteuren der Public Health Community zum Ergreifen von wirksamen Maßnahmen zu Klimaschutz und -anpassung aus dem Gesundheitsbereich heraus. Als langfristige Vision sollte die Idee von Umwelt als Gesundheitsressource in den Blick genommen werden: „Gesund leben auf einer gesunden Erde".


Dr. Karin Geffert | Seit 2019 Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Public Health and Health Services Research am Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie (IBE), Pettenkofer School of Public Health der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Die Gesundheitswissenschaftlerin und Ärztin forscht mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Öffentlichen Gesundheitssystemen. Sie hat praktische Arbeitserfahrung im Öffentlichen Gesundheitswesen auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene.