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Altersfreundliche Kommunen

Dritte Orte - Begegnungsräume für Ältere in der Stadt

Menschen brauchen Gemeinschaft, denn ohne soziale Beziehungen und Austausch mit Mitmenschen drohen Einsamkeit und soziale Isolation. Um diesen Austausch zu ermöglichen, braucht es Treffpunkte im öffentlichen Raum als Anlaufstellen für soziales Miteinander - sogenannte „Dritte Orte“.

Gruppe älterer Personen auf Bank
© Liaurinko - Fotolia.com

 

Für ein gesundes Altern ist gesellschaftliche Teilhabe von entscheidender Bedeutung. Um sozial eingebunden zu sein und es auch zu bleiben, brauchen ältere Menschen öffentliche Begegnungsorte und -räume in ihrer Kommune, an denen sie Gemeinschaft erfahren und in dem Austausch mit anderen ermöglicht wird - insbesondere, wenn es im eigenen Zuhause einsamer geworden ist und der Arbeitsort als ein Ort der Begegnung wegfällt.

Die Körber-Stiftung und das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung haben untersucht, wie altersfreundliche Kommunen Orte für die soziale und gesellschaftspolitische Teilhabe Älterer gezielt fördern bzw. dafür sorgen können, dass solche Orte neu entstehen bzw. erhalten bleiben, wenn sie bereits vorhanden sind.

In der Publikationsreihe „Spotlight Demografie“ präsentieren sie die theoretischen Hintergründe der sogenannten „Dritten Orte“ und geben Beispiele guter Praxis dieser Begegnungsräume in der altersfreundlichen Stadt.


Dritte Orte

Den Begriff „Dritte Orte“ hat der amerikanische Stadtsoziologe Ray Oldenburg (1932‒2022) geprägt. Neben dem Zuhause als dem „Ersten“ und dem Arbeitsort als dem „Zweiten Ort“ waren „Dritte Orte“ für ihn „Cafés, Coffee Shops, Buchläden, Bars, Friseursalons und andere Treffpunkte im Herzen eines Gemeinwesens“. Die Autoren der neuen Veröffentlichung fassen den Begriff etwas weiter – und zwar als Orte, die das individuelle Wohlbefinden und die Gemeinschaft fördern, das lebenslange Lernen und den Erwerb neuer Fähigkeiten unterstützen. Dies trifft auf eine noch größere Vielfalt verschiedener Orte zu: Häuser, Räume, Plätze oder auch Projekte. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Deutschland müssen Kommunen sich aktiv dafür einsetzen, solche Begegnungsräume zu schaffen und zu fördern, um Einsamkeit zu vermeiden. Ziel ist, die Lebensqualität im Alter zu erhöhen und damit indirekt auch dem Gemeinwohl zu dienen. Quartiertreffs, Dorfgemeinschaftshäuser oder Vereine eröffnen viele Möglichkeiten, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Zudem fördern sie freiwilliges Engagement und lebenslanges Lernen.

Einige Beispiele guter Praxis:

  • Aktion „Stühle raus!“, bei der sich Anwohnerinnen und Anwohner spontan mit einem mitgebrachten Stuhl zum Kaffeetrinken auf der Wiese treffen.
  • Generationen- und kulturübergreifende Mittagstische
  • Lesen als Gemeinschaftserlebnis: Treffs für Literaturinteressierte, die über ein zuvor gelesenes Buch diskutieren. Weiterhin werden literarische Spaziergänge, Vorlesenachmittage und Lesecafés angeboten.
  • „QuartierBar on Tour": Ein gestalteter Wohnwagen, ausgestattet mit Grill, Klapptischen und Stühlen, einer Musikanlage sowie kleinen Blumengestecken bietet sich als mobiler Treffpunkt in verschiedenen Wohnquartieren an.

Es gibt auch Städte, die sich der Teilhabe im Alter verschrieben haben. So z. B. Den Haag, die drittgrößte Stadt der Niederlande. Die Stadtverwaltung verfolgt systematisch das Ziel, die Lebensqualität für Ältere zu verbessern. 2015 trat Den Haag dem Netzwerk „Altersfreundlicher Städte und Gemeinden“ bei und betreibt eine Alterspolitik, die auf den Handlungsfeldern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beruht. „Dritte Orte", an denen Ältere Begegnung, Wertschätzung und Mitbestimmung erfahren, spielen dabei eine zentrale Rolle.


Die Veröffentlichung zeigt die Vielfalt „Dritter Orte“ auf und begründet wissenschaftlich fundiert, warum es sie in den Quartieren braucht. Sie gibt Hilfestellungen, wie mit dem Fokus auf die Bedürfnisse älterer Menschen „Dritte Orte“ identifiziert, erhalten und neu geschaffen werden können.


Strategie gegen Einsamkeit

Um der Einsamkeit entgegenzuwirken, entwickelt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eine Strategie gegen Einsamkeit, u. a. auch, um das Thema besser zu erforschen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.


Prävention von Einsamkeit im Alter in der Euregio Maas-Rhein

Der Einsamkeit im Alter vorbeugen, für dieses Thema sensibilisieren und den Austausch und Beispiele guter Praxis zur Prävention von Einsamkeit implementieren sind die Ziele des Projekts euPrevent PROFILE (Prävention von Einsamkeit im Alter in der Euregio).