Robert Koch-Institut - Journal of Health Monitoring
Ergebnisse der Studie Gesundheit 65+ liefern Handlungsempfehlungen
Die Gesundheitsberichterstattung des Robert Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht mit der epidemiologischen Längsschnittstudie Gesundheit 65+ zur gesundheitlichen Lage älterer und hochaltriger Menschen Erkenntnisse über die Gesundheit und Lebenszufriedenheit im höheren Lebensalter.
In der Ausgabe 8 (3) 2023 des Journal of Health Monitorings des Robert Koch-Instituts (RKI) werden Ergebnisse zur gesundheitlichen Lage von in Deutschland lebenden Menschen über 65 Jahren vorgestellt. Aufgrund des demografischen Wandels und der dadurch stetig wachsenden Gruppe älterer Menschen ist die Beobachtung dieser Zielgruppe und deren gesundheitliche Entwicklung für die Planung von Präventionsangeboten und der Gesundheitsversorgung notwendig.
Die Studie untersuchte zwischen Juni 2021 und April 2022 - also während der COVID-19-Pandemie - die Gesundheitssituation von 3.694 Personen ab 65 Jahren. Erstmals wurden gezielt auch hochaltrige und gesundheitlich eingeschränkte Personen in der zweistufigen, geschichteten Zufallsstichprobe aus 128 Einwohnermeldeämtern einbezogen. Die Untersuchung zeigte, dass sich im Alter der Effekt des Zusammenhangs von Gesundheit und Bildungsniveau massiv verstärkt.
Subjektives Wohlfühlen trotz zahlreicher gesundheitlicher Probleme
78,5 Prozent der im Durchschnitt 78,8 Jahre alten Befragten - 47,9 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen - berichteten, mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein. Die Hälfte der Teilnehmenden schätzte die eigene Gesundheit trotz zahlreicher Gesundheitsprobleme wie
- Harninkontinenz,
- einmalige Stürze oder Mehrfachstürze jährlich,
- Mobilitätseinschränkungen bei instrumentellen Alltagsaktivitäten,
- Einsamkeit,
- Vorliegen eines Pflegegrads,
- chronischen Schmerzen,
- Depressivität,
- Stuhlinkontinenz,
- Einschränkungen in den basalen Alltagsaktivitäten,
- schwerwiegenden Seheinschränkungen
als gut oder sehr gut ein. Dies wird auf die Anpassungsfähigkeiten der älteren Menschen zurückgeführt.
Gesundheitsprobleme älterer Menschen im Kontext von Bildung und Geschlecht
In der Studie gaben Teilnehmende aus niedrigen und mittleren Bildungsgruppen im Vergleich zu Befragten aus der hohen Bildungsgruppe öfter Gesundheitsprobleme an. Frauen gehörten mit 54,5 Prozent häufiger als Männer dieser Bildungsgruppen an.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen der niedrigen Bildungsgruppe waren die Prävalenzen folgender gesundheitlicher Einschränkungen erhöht: Vorliegen eines Pflegegrads, Einschränkungen in den basalen und instrumentellen Alltagsaktivitäten sowie schwerwiegende Seh- und Mobilitätseinschränkungen. Ebenfalls ergaben die Studienergebnisse, dass die Prävalenz von Einsamkeit, Depressivität, geringerer Lebenszufriedenheit und Harninkontinenz bei Männern der niedrigen Bildungsgruppe zunimmt. Bei Frauen konnte dies für die Prävalenz chronischer Schmerzen und geringer sozialer Unterstützung nachgewiesen werden.
Handlungsempfehlungen für weiterführende Forschung und Betreuung
Auch wenn die Mehrzahl der Befragten der Studie Gesundheit 65+ angaben, sozial unterstützt zu werden, so zeigte sich dennoch, dass soziale Unterstützung mit zunehmenden Lebensalter abnimmt. Dies verstärkt das Gefühl von Einsamkeit und wirkt sich nachteilig auf den allgemeinen Gesundheitszustand und das Risiko an Demenz zu erkranken aus. Die Studie empfiehlt daher, die Verbindung von Einsamkeit und psychischer Gesundheit sowie allgemeiner Morbidität weiter zu untersuchen. Sie macht auch auf die Notwendigkeit weiterführender Untersuchungen zur sozialen Lage aufmerksam, um neue Aspekte in Erfahrung zu bringen, die sich auf die soziale Ungleichheit im Allgemeinen und auf die Armutsgefährdung von Frauen im Speziellen auswirken. Da über ein Viertel der Befragten eine subjektive Verschlechterung des Gedächtnisses angab, sollte laut Studie auch an einer Verbesserung der Diagnostik und Betreuung Betroffener im Sinne von Prävention von Demenz und Mortalität gearbeitet werden.
Zu den Studienergebnissen der Studie Gesundheit 65+ des Robert Koch-Instituts gelangen Sie hier.