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Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen

DAK-Studienergebnisse zum Medien-Nutzungsverhalten

Die DAK-Längsschnittstudie zeigt, dass seit der Pandemie die Sucht nach digitalen Spielen und Social Media unter Kindern und Teenagern stark zugenommen hat und macht damit auf dringenden Präventions- und Interventionsbedarf aufmerksam. Eine Stärkung der Medienkompetenz von Eltern, Kindern und Jugendlichen wird empfohlen.

Junge spielt Computer
© jjfarq - stock.adobe.com

 

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat die DAK-Gesundheit mit dem Forsa-Institut eine repräsentative Längsschnittstudie zum Medien-Nutzungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10- bis 17 Jahren durchgeführt. Der Erhebungszeitraum erstreckte sich von September 2019 bis Juli 2022, in dem jeweils Eltern, Kinder und Jugendliche aus 1.200 Familien befragt wurden. Insbesondere die seit der Pandemie stark angestiegene Nutzungszeit digitaler Medien hängt laut Studienergebnissen eng mit dem enormen Zuwachs bei der riskanten und pathologischen Mediennutzung zusammen.


Kriterien für riskantes und pathologisches Computerspielen

In der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde erstmalig in der aktuell gültigen Fassung die Diagnose „Computerspielstörung” aufgenommen. Eine Computerspielstörung (pathologisches digitales Spielen) zeigt sich durch einen Kontrollverlust und eine Priorisierung gegenüber anderen Aktivitäten sowie einer Fortsetzung der Nutzung trotz negativer Konsequenzen über eine Dauer von mindestens 12 Monaten. Beim riskanten Spielverhalten werden zwar auch negative Folgen aufgrund der sehr zeitintensiven Nutzung in Kauf genommen, diese sind jedoch noch nicht eingetreten.

Für diese Studie wurde zur Erfassung und Unterscheidung des riskanten digitalen Spielens und der Computerspielstörung der GADIS-A (engl. Gaming Disorder Scale for Adolescents) sowie für das riskante und pathologische Nutzungsverhalten von sozialen Medien und Streaming-Diensten die angepassten und validierten Fragebögen SOMEDIS-A (engl. Social Media Disorder Scale for Adolescents) und STREDIS-A (Streaming Disorder Scale for Adolscents) verwendet.


Pandemie verstärkte Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen

In der Studie gaben 85 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen an, regelmäßig mindestens einmal wöchentlich digital zu spielen. Die erhobene durchschnittliche digitale Spielzeit lag zum Erhebungszeitpunkt 2022 bei 1,9 Stunden an Wochentagen und bei 3 Stunden an Wochenenden, wobei Jungen deutlich mehr Zeit mit digitalen Spielen verbrachten als Mädchen. Im Vergleich der Nutzungszeiten vom ersten zum letzten Erhebungszeitpunkt ist damit die digitale Spielzeit um 33,7 Prozent an Wochentagen und 14,5 Prozent an Wochenenden gestiegen.

Bezogen auf ganz Deutschland wären 620.000 Kinder und Jugendliche vom riskanten und 330.000 vom pathologischen Computerspielen betroffen. Auch wenn Jungen aktuell noch zwei Drittel der riskanten und pathologischen Spieler ausmachen, ist im letzten Erhebungszeitraum der Anteil pathologischer Nutzerinnen von 1,7 Prozent auf 4,1 Prozent angestiegen. Dies weist auf eine neue kritische Nutzungsintensität bei Mädchen hin.

Ähnlich alarmierende Zuwächse wie beim digitalen Spielen zeigten sich bei der Social-Media-Nutzung. Zusammengefasst hat sich die Zahl der riskanten und pathologischen Nutzerinnen und Nutzer Sozialer Medien im Erhebungszeitraum von 2019 auf 2022 verdoppelt. Ein Unterschied im Nutzungsverhalten von Jungen und Mädchen konnte nicht festgestellt werden.


Stärkung der Medienkompetenz dringend notwendig

Die Studienergebnisse weisen nicht nur einen kritischen Anstieg während der Pandemiezeit nach, sondern verdeutlichen auch, dass nach Pandemieende keine Rückkehr zu den Zahlen vor Pandemiebeginn erfolgt ist. Da laut Studie gerade die exzessive Mediennutzung langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und die gesamte Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat, besteht dringender Handlungsbedarf im Bereich der digitalen Suchtprävention und fachgerechter Therapieangebote. Empfohlen wird daher, die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen stärker in den Blick zu nehmen und eine Präventionsoffensive zu starten. Pathologischer Medienkonsum muss durch eine Stärkung der Medienkompetenz bei Eltern, Kindern und Jugendlichen verhindert werden. Zu der Mediensucht-Studie der DAK-Gesundheit gelangen Sie hier.

Lesen Sie hierzu auch den Beitrag zur Schulinitiative Pausenlos gesund. Mit dem Themenpaket der Initiative wird die digitale Gesundheitskompetenz von Jugendlichen geschult.

Weitere Informationen zur digitalen Gesundheitskompetenz erhalten Sie in unserem Beitrag zum Präventionsprogramm Durchblickt! - gesund durch die Schulzeit. Das Präventionsprogramm stärkt die digitale Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften.


Autor/in

Simone Köser