Cookie löschen

Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz

Gesundheitskompetenz und Migration

Eine neue Studie des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld analysiert erstmals die Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund. Aufbauend darauf wurde nun ein Strategiepapier mit Empfehlungen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz - insbesondere der digitalen - erarbeitet.

Junge Erwachsenen mit Migrationshintergrund
© Yuri Arcurs - Fotolia.com

 

Als Gesundheitskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anwenden zu können - eine Fähigkeit, die in modernen Informations- und Wissensgesellschaften von größter Bedeutung ist.


Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz

Jeder und jedem Zweiten in Deutschland fällt es schwer, gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen und angemessen damit umzugehen (HLS-GER 2).

Vor diesem Hintergrund haben sich vor rund vier Jahren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengetan und einen Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP) für Deutschland erarbeitet. Der NAP umfasst 15 konkrete Empfehlungen, die alle gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure einbinden und darauf abzielen, sowohl das Gesundheitssystem nutzungsfreundlicher zu gestalten als auch die individuelle Gesundheitskompetenz zu fördern.


Studie zur digitalen Gesundheitskompetenz und Migration

Forschende der Universität Bielefeld erfassen regelmäßig den Stand der Gesundheitskompetenz der Menschen, die in Deutschland leben. Für die neue Studie wurden erstmals Menschen mit Migrationshintergrund zu ihrer Gesundheitskompetenz befragt (HLS-MIG). Einbezogen in die Befragung wurden die zwei großen Einwanderungsgruppen in Deutschland: Menschen mit ex-sowjetischem und türkischem Migrationshintergrund.

Das zentrale Ergebnis: Entgegen der bislang vorherrschenden Einschätzung fällt ihre Gesundheitskompetenz ähnlich aus wie die der Gesamtbevölkerung in Deutschland, tendenziell sogar etwas besser. Auch bei der digitalen Gesundheitskompetenz sind die Unterschiede gering. Beide Bevölkerungsgruppen haben großes Interesse an Gesundheitsinformationen. Zu den wichtigsten Informationsquellen zählen Hausärztinnen und -ärzte sowie das Internet. Aber die erhaltenen Informationen führen häufig zu Verständnisproblemen. Die geringe Gesundheitskompetenz führt dazu, dass diese Menschen sich ungesünder verhalten, ihre Gesundheit eher als schlecht einschätzen und als Folge häufiger zur Ärztin und zum Arzt gehen.


Strategiepapier „Digitale Gesundheitskompetenz und Migration"

Auf Grundlage eines Expertinnen- und Expertenworkshop am 14. September 2022 in Berlin wurde ein neues - das inzwischen achte - Strategiepapier des NAP erarbeitet und veröffentlicht. Ausgehend von zentralen Ergebnissen der Studie Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland" (HLS-MIG) werden in dem Strategiepapier Konsequenzen für die Entwicklung von Interventionen zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert und sieben Empfehlungen gegeben, die nicht allein für Menschen mit Migrationshintergrund relevant sind, sondern für die gesamte Bevölkerung:

  1. Förderung der Gesundheitskompetenz vorantreiben und dabei soziale Unterschiede beachten
  2. Den unterschiedlichen lebensweltlichen Bedingungen Aufmerksamkeit widmen
  3. Bestehende Informationsangebote bekannter machen und gezielter verbreiten
  4. Besonderheiten des Informationsverhaltens beachten
  5. Digitale und analoge Ansätze kombinieren
  6. Interventionsentwicklung partizipativ gestalten und strukturell berücksichtigen
  7. Weitere Forschung/Bedarfserhebungen notwendig.

Das Strategiepapier 8: „Digitale Gesundheitskompetenz und Migration. Empfehlungen für die Interventionsentwicklung" finden Sie hier (PDF).

Weitere Informationen zu den Strategie- und Positionspapieren des NAP stehen hier zur Verfügung.


BVPG-Blog: Schwerpunkt Gesundheitskompetenz

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist eines der Schwerpunktthemen der BVPG.

Lesen Sie dazu auch die folgenden BVPG-Blogbeiträge:

BVPG-Vorstandsmitglieder Christine Kreider, Referentin für Prävention bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS), Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. (VDOE) und Dr. Mischa Kläber, Ressortleiter für Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement beim Deutschen Olympischen Sportbund e.V. (DOSB) zur bewegungs-, ernährungs- und suchtbezogenen Gesundheitskompetenz.


Prof. Dr. Jürgen Pelikan, Leiter des internationalen Health Literacy Population Survey 2019-2021 (HLS19): ”Gesundheitskompetenz lässt sich leichter beeinflussen als andere soziale Gesundheitsdeterminanten„.


Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Eva Maria Berens, Studienleiterinnen des Health Literacy Survey: Germany 2 (HLS-GER), Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld: ”Es besteht großer Handlungsbedarf, die Gesundheitskompetenz zu verbessern„.


Prof. Dr. Kevin Dadaczynski, Professor für Gesundheitskommunikation und -information an der Hochschule Fulda, und Dr. Orkan Okan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld und Co-Chair der Global Working Group Health Literacy der IUHPE: „Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von Gesundheitskompetenz deutlich gesteigert”.