Pressemitteilung
21. BVPG-Statuskonferenz
Der Öffentliche Gesundheitsdienst in der kommunalen Prävention und Gesundheitsförderung -
Impulse der Veranstaltung
Bonn, 29. Juni 2022
Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist dafür prädestiniert, einen partnerschaftlichen Prozess mit allen kommunalen Akteuren zu initiieren und zu koordinieren, um die Gesundheit vor Ort zu fördern - so das Fazit der digitalen Statuskonferenz zum Thema „Die Bedeutung des ÖGD für die kommunale Prävention und Gesundheitsförderung“, die die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG) in Kooperation mit der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (AÖGW) am 23. Juni 2022 durchführte.
Im Rahmen einer sich neu aufstellenden öffentlichen Gesundheitsförderungspolitik in Deutschland und vor dem Hintergrund des Paktes für den ÖGD hat diese BVPG-Statuskonferenz einen Beitrag zur aktuellen Debatte geleistet, die Herausforderungen der kommunalen Prävention und Gesundheitsförderung und den Stellenwert des ÖGD heute und zukünftig zu betrachten und zu diskutieren. Neben der Bedeutung des ÖGD für die kommunale Prävention und Gesundheitsförderung wurden auch konkrete Maßnahmen hervorgehoben, um Prävention und Gesundheitsförderung in der Kommune auszubauen. Über 340 Personen, überwiegend tätig in Gesundheitsämtern, haben digital an der Statuskonferenz teilgenommen.
BVPG-Statuskonferenz: Impulse und Diskussion
Die Statuskonferenz wurde in Kooperation mit der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf, einer BVPG-Mitgliedsorganisation, durchgeführt.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Ute Teichert, Leiterin der Abteilung „Öffentliche Gesundheit“ im Bundesministerium für Gesundheit, von Dr. Kirsten Kappert-Gonther MdB, seit Mai 2022 neue Präsidentin der BVPG, sowie von Prof.in Dr. Dagmar Starke, kommissarische Leiterin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf.
Caroline Costongs, Direktorin von EuroHealthNet, hat in ihrer einleitenden Keynote die „Economy of Wellbeing“ (Die Ökonomie des Wohlergehens) als alternatives Wirtschaftssystem vorgestellt: Das Wohlergehen der Bevölkerung wird hier als Faktor berücksichtigt. Das ermögliche ein nachhaltiges und langfristiges Wirtschaftswachstum, da es über das Erfassen des Bruttoinlandsprodukts hinausgehe.
Prof.in Dr. Katrin Linthorst, Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg, ging auf die aktuellen Herausforderungen der kommunalen Prävention und Gesundheitsförderung aus wissenschaftlicher Sicht ein: „Ein starker ÖGD kann die kommunale Gesundheitsförderung nutzen, um sich zu einem modernen, zukunftsweisenden Teil des Sozialstaates zu entwickeln, der sich mit all seiner breiten Expertise für gesundheitliche Chancengleichheit stark macht“, so Professorin Linthorst. Die Herausforderungen aus kommunaler sowie aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung wurden in zwei Beiträgen von Dr. Ina Zimmermann, Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland, und Jens Hupfeld, GKV-Spitzenverband, erläutert. Dr. Zimmermann machte deutlich: „Für eine erfolgreiche Gesundheitsförderung vor Ort brauchen wir Best Practice Projekte, Mindeststandards für Qualität, vereinfachte Finanzierung und multiprofessionelle Strukturen in den Kommunen“.
Die Rolle des ÖGD in der kommunalen Prävention und Gesundheitsförderung heute und morgen wurde anschließend vertiefend vorgestellt und diskutiert: Dr. Elke Bruns-Philipps, Beirat Pakt ÖGD, Dr. Ellis Huber, Berufsverband der Präventologen e.V. und Prof. Dr. Bertram Szagun, RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten, waren in diesem Block als Referierende vertreten. „Der Schlüssel zum „neuen" ÖGD liegt in der Entwicklung seiner gesetzlichen Aufgaben. Den scheinbaren Widerspruch zwischen seiner „Pandemic Preparedness" und seiner Rolle für New Public Health gibt es dabei nicht“, erläuterte Professor Szagun.
Die Sozialversicherungen und die Zivilgesellschaft sind Partner des ÖGD. Über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit diskutierten auf dem Podium Mathias Finis, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Jörg Freese, Deutscher Landkreistag, Karolina Molter, Deutsches Rotes Kreuz e.V., Dr. Martin Oldenburg, Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein e.V. und Prof. Dr. Bertram Szagun, RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten und Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V.
Für Kommunen sei die Zivilgesellschaft in allen Bereichen kommunaler Selbstverwaltung ein wichtiger und täglicher Partner. Umso wichtiger sei es, dass der ÖGD kommunal verankert ist und bleibt. Die Logik der Krankenversicherung, der Sozialversicherungen insgesamt, sei eine gänzlich andere und erfordere noch viel Übung, bis eine Zusammenarbeit reibungslos gelingt, erläuterte Herr Freese.
Frau Molter stellte fest: „Die Wohlfahrtspflege leistet einen zentralen Beitrag bei Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten. Der ÖGD kann daher seine Ziele nur erreichen, wenn sie als strategischer Partner verstanden wird“.
Dr. Oldenburg machte deutlich, dass der ÖGD die Abteilung der Kommune sei, die gesundheitswissenschaftliches und medizinisches Wissen in die kommunale Daseinsvorsorge einbringe. Hierbei wird dieser durch die Landesvereinigungen effektiv unterstützt.
In einer Plenumsdiskussion wurden abschließend Fragen der Teilnehmenden an die Referierenden und Podiumsteilnehmenden beantwortet.
Dr. Beate Grossmann, Geschäftsführerin der BVPG, und Prof.in Dr. Dagmar Starke führten als Moderatorinnen durch die Veranstaltung.
Der ÖGD in der kommunalen Prävention und Gesundheitsförderung
Ein erstes Fazit lässt sich bereits festhalten: Der ÖGD bringt gesundheitswissenschaftliches und medizinisches Wissen in die kommunale Daseinsvorsorge ein und ist dafür prädestiniert, einen partnerschaftlichen Prozess mit allen kommunalen Akteuren zu initiieren und zu koordinieren, um die Gesundheit vor Ort zu fördern.
Der ÖGD erlebt derzeit eine enorme Aufwertung und die Chance, sich neu auszurichten. Jetzt ist das Zeitfenster, um und den ÖGD bundesweit für Prävention und Gesundheitsförderung zu stärken. Bereits mit dem „Leitbild für einen modernen Öffentlichen Gesundheitsdienst“ aus dem Jahr 2018 wurden die Weichen für eine zeitgemäße Ausrichtung des ÖGD gestellt. Der Pakt ÖGD setzt das fort: So soll der ÖGD nicht nur für den Infektionsschutz, sondern auch als kommunaler Akteur u. a. zur nachhaltigen Herstellung und Sicherung gesundheitlicher Chancengleichheit zuständig sein.
Auf kommunaler Ebene bzw. Länderebene sind Gesundheitskonferenzen und eine gesetzliche Verankerung in Gesundheitsdienstgesetzen notwendig, da sie die politische Legitimation sowie die Verbindlichkeit von Handlungsempfehlungen erzeugen. Auch eine entsprechende kommunale Gesundheitsberichterstattung ist notwendig, um daten- und bestenfalls evidenzbasiert Empfehlungen zu formulieren.
Die Zusammenarbeit in solchen vernetzten Strukturen, wie die der Gesundheitskonferenzen, muss dabei auf Augenhöhe erfolgen; Partialinteressen sollten hinter gemeinsamen Zielen zurückstehen. Dies ist gleichzeitig verbunden mit einer hohen Kooperationsbereitschaft und einer qualifizierten Moderation der Netzwerke.
Lesen Sie dazu auch den Blogbeitrag von Prof.in Dr. Dagmar Starke, kommissarische Leiterin der AÖGW und Vorstandsmitglied der BVPG:„In einem modernen ÖGD wird Gesundheitsförderung zum Coachingprozess!“: www.bvpgblog.de.
Digitale Dokumentation folgt
Eine ausführliche Dokumentation der Statuskonferenz mit den Abstracts der Vorträge, Zitaten und der Zusammenfassung der Diskussionsrunde wird erstellt und zeitnah barrierefrei und kostenlos auf der Website www.bvpraevention.de/13554 zur Verfügung gestellt.
Über die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.
Die BVPG mit Geschäftsstelle in Bonn wurde 1954 gegründet und ist ein gemeinnütziger, politisch und konfessionell unabhängiger Dachverband. 132 Organisationen sind Mitglied der BVPG (Stand: Mai 2022), darunter vor allem Bundesverbände des Gesundheitswesens, die einen Arbeitsschwerpunkt im Bereich „Prävention und Gesundheitsförderung“ aufweisen (z. B. die Bundesärztekammer, die Spitzenverbände der Krankenkassen sowie Verbände der Heil- und Hilfsberufe, aber auch Bildungseinrichtungen und Akademien).
Der Verband setzt sich für Strukturerhalt und Strukturverbesserungen in dem Bereich Prävention und Gesundheitsförderung in Deutschland ein. Thematische Schwerpunkte der BVPG sind die Integration von Health in All Policies in alle Politikbereiche und -ebenen, die Stärkung der Lebenswelt-/Settingorientierung und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sowie die Gesundheits-/Sicherheitskompetenz. Die BVPG führt diese Statuskonferenz vor dem Hintergrund des Schwerpunkts „Lebenswelt-/Settingorientierung und Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes“ durch. Informationen zu den thematischen Schwerpunkten der BVPG erhalten Sie auf unserer Website unter www.bvpraevention.de/12368.
Die BVPG führt Statuskonferenzen bereits seit dem Jahr 2010 durch. Sie haben das Ziel, einen Beitrag zu mehr Transparenz im jeweiligen Handlungsfeld zu schaffen und suchen nach Antworten auf die Frage, was tatsächlich getan wird, um (Präventions-)Ziele zu erreichen oder bestimmte thematische Schwerpunkte der Prävention und Gesundheitsförderung umzusetzen. Die Statuskonferenzen fördern den Austausch bedeutender Akteurinnen und Akteure der Prävention und Gesundheitsförderung zum gegenwärtigen Stand des jeweiligen Themas.
Pressekontakt
Ulrike Meyer-Funke
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Bundesvereinigung
Prävention und Gesundheitsförderung e.V.
Heilsbachstraße 30 | 53123 Bonn
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