Gesundheitskompetente Gesellschaft in Krisenzeiten
Gesundheitskompetenz als „sozialer Impfstoff“ in der Corona-Pandemie
Neben biomedizinischen Zugängen braucht es bei der Bewältigung der Corona-Pandemie ebenfalls sozioökonomischer Strategien. Zu diesem Ergebnis kommen Okan et al. (2022) in ihrem Artikel „Health literacy as a social vaccine in the COVID-19 pandemic" und beschreiben, wie Gesundheitskompetenz als „sozialer Impfstoff“ zusätzlich zu den biomedizinischen Impfstoffen eingesetzt und wirksam werden kann.
Das Autorenteam um Prof. Dr. Orkan Okan untersucht in der Publikation „Health literacy as a social vaccine in the COVID-19 pandemic“ Gesundheitskompetenz als „sozialen Impfstoff“ - zusätzlich zu den biomedizinischen Impfstoffen - und als Möglichkeit zur Nutzung der „sozialen Impfung“. Denn: Gesundheitskompetenz kann als wichtiger Public Health-Ansatz betrachtet werden, um der Corona-Pandemie und anderen Krisen (z. B. Klimakrise) zu begegnen — sowohl im Bottom-up- als auch im Top-down-Ansatz.
Was ist ein „sozialer Impfstoff“?
Aus Sicht der Gesundheitsförderung ist ein „sozialer Impfstoff“ ein Prozess der sozialen und politischen Mobilisierung. Vorangetrieben wird dieser auf die Bevölkerung zielende Prozess von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, indem Interventionen wie massenmediale Gesundheitskommunikation, Aufklärung und Kampagnen sowie determinantenbasierte Programme eingesetzt werden.
Um die Ausbreitung des Coronavirus weiter zu verlangsamen und einzudämmen, sollte parallel zur Anwendung der biomedizinischen Impfstoffe ein soziales Impfstoffkonzept in Betracht gezogen werden, so die Autorinnen und Autoren.
In diesem Zusammenhang ist die Gesundheitskompetenz von großer Bedeutung, da sie dazu beiträgt, die Bürgerinnen und Bürger (nicht nur) während der Corona-Pandemie zu befähigen, mit Gesundheitsinformationen umzugehen: Dadurch werden das persönliche Verhalten und die Fähigkeiten der Gemeinschaft gestärkt, mit den gesellschaftlichen Belastungen, z. B. im Gefolge von Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, umzugehen und sie zu überwinden.
Die Gesundheitskompetenz hat dazu beigetragen, die Kurve von COVID-19 abzuflachen. Sie sollte in jedem Instrumentarium für die Reaktion auf künftige Epidemien, Pandemien und andere Gesundheitskrisen eine wichtige Rolle spielen.
Prof. Dr. Orkan Okan, Chair of Health Literacy an der Technischen Universität München, erhält Fördermittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderkennzeichen: 01EL1824A, Gesundheitskompetenz im Kindes- und Jugendalter und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Förderkennzeichen: 2519FSB006, Gesundheitskompetente Schulen (HeLit-Schulen).