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MOHLAA-Projekt

Gesundheitskompetenz und -verhalten im Jugendalter

Die Ergebnisse der bundesweiten Online-Befragung zur Messung der Gesundheitskompetenz im Jugendalter (Measurement of Health Literacy Among Adolescents - MOHLAA 2) liegen vor. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten Jugendlicher unter Berücksichtigung von soziodemografischen Merkmalen und der Selbstwirksamkeit.

Jugendliche mit unterschiedlicher Herkunft
© Franz Pfluegl - Fotolia.com

 

Die Gesundheitskompetenz umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Sie ist wichtig für die Gesunderhaltung und die Bewältigung von Krankheiten. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist eines der Schwerpunktthemen der BVPG (PDF).

Eine aktuelle repräsentative Studie zur Gesundheitskompetenz in Deutschland (HLS GER 2) zeigt, dass 58,8 Prozent der Gesamtbevölkerung über eine geringe Gesundheitskompetenz verfügen.

Ergebnisse der bundesweiten Befragung Jugendlicher

Zur Gesundheitskompetenz von Jugendlichen liegen bislang nur wenige Studien vor. Ziel des MOHLAA-Projektes war es daher zu untersuchen, ob verschiedene Dimensionen der allgemeinen Gesundheitskompetenz (1) „Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen“, (2) „Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten“, (3) „Einstellungen zu Gesundheit und Gesundheitsinformationen“ sowie jugendrelevantes (4) „Gesundheitswissen“ mit dem Gesundheitsverhalten Jugendlicher einher gehen. Berücksichtigt wurden dabei die soziodemografischen Merkmale als auch die Selbstwirksamkeit.

In einer repräsentativen, bundesweiten Online-Befragung wurden von September bis Dezember 2019 insgesamt 1 235 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren mittels dem Erhebungsinstrument MOHLAA-Q („Measurement of Health Literacy Among Adolescents Questionnaire“) befragt:

  • 50,6 Prozent berichteten über viele (8,4 Prozent) oder einige Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen (42,2 Prozent).

  • 56,8 Prozent zeigten teils passive/teils aktive „Einstellung zu Gesundheit und Gesundheitsinformationen“, d. h. sie haben nur teilweise Interesse daran, sich um Gesundheit und Gesundheitsinformationen zu kümmern. 9 Prozent zeigen passive Einstellungen. 22,7 Prozent haben ein geringes „Gesundheitswissen“.

  • Eine höher erlebte Selbstwirksamkeit verringert die Chance geringer Gesundheitskompetenz in allen vier Dimensionen der Gesundheitskompetenz.

  • Bei 28,1 Prozent lagen geringe gesundheitsbezogene „Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten“ vor.

  • Es bestehen signifikante Unterschiede nach Geschlecht (Ausnahme: „Gesundheitswissen“): Mädchen zeigen häufiger aktive „Einstellungen“ und schätzen ihre „Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten“ höher ein, Jungen berichten hingegen seltener über Schwierigkeiten im „Umgang mit Gesundheitsinformationen“.

  • Es existiert ein sozialer Gradient hinsichtlich des familiären Wohlstands und der Schulbildung, jedoch nicht des Migrationshintergrunds.

  • Jugendliche mit niedrigen Leveln in allen untersuchten Gesundheitskompetenzdimensionen haben eine erhöhte Chance, kein Obst und Gemüse täglich zu konsumieren.

  • Die Chance zu rauchen oder keinen Sport zu treiben war höher bei Personen mit geringer ausgeprägten „Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten“ und passiven „Einstellungen zur Gesundheit und Gesundheitsinformationen“.

  • Riskanter Alkoholkonsum wies keinen Zusammenhang mit Gesundheitskompetenz auf.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein Handlungsbedarf zur Förderung von Gesundheitskompetenz bei Jugendlichen besteht, um ein gesundheitsförderliches Verhalten zu entwickeln bzw. zu stärken. Allerdings müssen Prävention und Gesundheitsförderung die verschiedenen Dimensionen von Gesundheitskompetenz spezifisch je nach Gesundheitsverhalten adressieren. Zusätzlich gilt es, die Motivation und die Selbstwirksamkeit zu fördern.

Das MOHLAA-Projekt ist ein Teilprojekt innerhalb des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbunds „Health Literacy im Kindes- und Jugendalter (HLCA) als Ziel von Gesundheitsförderung und Primärprävention“.

Weitere Informationen zu „Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten im Jugendalter: Ergebnisse einer bundesweiten Online-Befragung Jugendlicher“ erhalten Sie hier.


BVPG-Blog: Schwerpunkt Gesundheitskompetenz

Lesen Sie dazu auch die folgenden zwei BVPG-Blogbeiträge:

Interview mit Prof. Dr. Jürgen Pelikan, Leiter des internationalen Health Literacy Population Survey 2019-2021 (HLS19: „Gesundheitskompetenz lässt sich leichter beeinflussen als andere soziale Gesundheitsdeterminanten“.

Interview mit den Health Literacy Survey: Germany 2 (HLS-GER 2) - Studienleiterinnen, Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Eva Maria Berens, vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld: „Es besteht großer Handlungsbedarf, die Gesundheitskompetenz zu verbessern.“