Studie „HINTS Germany“
Studie untersucht Informationsverhalten in Deutschland
Der „Health Information National Trends Survey Germany“ (HINTS Germany) untersucht das Gesundheitsinformationsverhalten in Deutschland und ist damit die größte nationale Datenerhebung zu diesem Thema. Erste Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang des Informationsverhaltens und vorhandener gesundheitlicher Risikofaktoren. Daraus lassen sich Kommunikationsansätze für präventionsbezogene Informationsangebote ableiten.
Um Trends erkennen zu können, eine Planungsgrundlage für die Gestaltung effektiver Gesundheitskommunikation schaffen zu können, Hinweise auf die Wirksamkeit präventiver, gesundheitspolitischer Maßnahmen sowie versorgungspraktische Erkenntnisse generieren zu können, ist die Datenerhebung zum Gesundheitsinformationsverhalten der Bevölkerung notwendig.
Die „HINTS Germany“ Studie stellt die bislang größte und einzige langfristig angelegte nationale Datenerhebung zum Gesundheitsinformationsverhalten der Bevölkerung mit unabhängigen, frei zugänglichen und wissenschaftlich fundierten Daten dar.
„HINTS Germany“ Studie
Die Studie der Stiftung Gesundheitswissen und des Hanover Centre for Health Communication untersucht das Gesundheitsinformationsverhalten in Deutschland und liefert wichtige Erkenntnisse zum Informationsverhalten von Menschen mit Risikofaktoren. Untersucht wurden die Risikofaktoren Tabakkonsum, riskanter Alkoholkonsum, Belastungserleben, Bewegungsmangel und Adipositas.
Die erste Befragungswelle wurde von Oktober 2018 bis Februar 2019 durchgeführt. Insgesamt haben 2.902 Personen an der Befragung teilgenommen. Das ermöglicht repräsentative Aussagen in Bezug auf die deutsche Gesamtbevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren. Die Wiederholungsbefragung startete im Juni 2020. „HINTS Germany“ ist eine angepasste Version des etablierten US-amerikanischen „Health Information National Trends Surveys“ (HINTS). Unterstützt wird das Projekt vom National Cancer Institute (NCI).
Zusammenhang von Informationsverhalten und Risikofaktoren
Die Studiendaten zeigen einen Zusammenhang des Informationsverhaltens und der Risikofaktoren: Befragte, auf die einer der fünf untersuchten Risikofaktoren zutrifft, suchen weniger nach gesundheitlichen Themen als jene ohne einer dieser Faktoren. Menschen mit Risikofaktoren informieren sich also seltener.
Die unterschiedlichen Risikofaktoren haben ebenfalls einen Einfluss darauf, welche Informationsquelle primär genutzt wird. 58,5 Prozent der Befragten mit Adipositas und 55,3 Prozent der Befragten mit erhöhtem Belastungserleben fragten vor allem Ärztinnen und Ärzte nach Gesundheitsinformationen. Im Durchschnitt nutzten 48 Prozent aller Befragten diese Quelle.
Bei Personen ohne einen der Risikofaktoren war die Suche nach gesundheitlichen Themen im Internet weiter verbreitet.
Menschen mit riskantem Alkoholkonsum als auch Menschen mit Bewegungsmangel neigen mit 37,8 Prozent bzw. 33,7 Prozent häufiger dazu das Internet bei der Suche nach Gesundheitsinformationen zu befragen als der Durchschnitt der Befragten (31,3 Prozent).
Videoformat bei allen Gruppen gefragt
Es ist auch ein Trend durch alle Gruppen hinweg erkennbar: Gesundheitsbezogene Informationen werden oft über Videoformate bezogen. Bei Menschen mit einem der Risikofaktoren ist dieses Format sogar noch stärker gefragt. Befragte mit Belastungserleben (46,4 Prozent) oder riskantem Alkoholkonsum (38,9 Prozent) tun dies im Vergleich zum Durchschnitt, der bei 32 Prozent liegt, am häufigsten.
Aus den Ergebnissen lassen sich folgende Impulse für mögliche Kommunikationsansätze für präventionsbezogene Informationsangebote ableiten:
- Die ungleiche Verteilung der Risikofaktoren Tabakkonsum, riskanter Alkoholkonsum, Belastungserleben, Bewegungsmangel und Adipositas verlangt eine zielgruppenadäquate Ansprache.
- Risikogruppen proaktiv Unterstützungsangebote anzubieten (z. B. in Hausartzpraxen), erscheint zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz aussichtsreich.
- Für adipöse Menschen und Menschen mit Belastungserleben kann die Ärztin oder der Arzt als Informationsvermittler/in eine Schlüsselposition einnehmen.
- Menschen mit riskantem Alkoholkonsum können gut mittels Onlineinformationsangeboten erreicht werden.
- Im Internet müssen qualitativ hochwertige und verlässliche Gesundheitsinformationen zur Verfügung stehen, da das Internet trotz geringeren Vertrauens vielfach als Quelle genutzt wird.
- Vermittlungskanäle wie gesundheitsrelevante Internetseiten oder Videoplattformen wie YouTube können geeignet sein, Risiken zu kommunizieren und positive Aspekte einer Verhaltensänderung darzustellen.