foodwatch-Studie
Kindermarketing: Selbstverpflichtung nicht genug
Laut einer Markstudie der Verbraucherorganisation foodwatch enthalten 85,5 Prozent der an Kinder beworbenen Produkte der Lebensmittelkonzerne zu viel Zucker, Fett und/oder Salz. Sie entsprechen nicht den Nährwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und sollten deshalb nicht an Kinder beworben werden, so das Fazit der Studie.
Bereits die Studie der Universität Hamburg "Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel in Internet und TV", durchgeführt im Auftrag der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und des AOK-Bundesverbandes, macht es deutlich: Es bedarf einer politischen Regulierung von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet.
Diese Ergebnisse werden nun von der Marktstudie, durchgeführt von der Verbraucherorganisation foodwatch und gemeinsam vorgestellt mit der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), untermauert. Mit der Studie soll die Wirksamkeit der freiwilligen Selbstverpflichtungen in Deutschland überprüft werden. Seit 2007 gibt es den "EU Pledge", die freiwillige Selbstverpflichtung der größten Lebensmittelkonzerne, Lebensmittel verantwortungsvoll an Kinder zu vermarkten.
Eine unausgewogene Ernährung begünstigt das Auftreten von Übergewicht und Adipositas, die wiederum die Entwicklung nichtübertragbarer Krankheiten (non-communicable diseases, NCDs) befördern können. Entwickelt sich Adipositas bereits im Kindesalter, kann das bis ins Erwachsenenalter negative gesundheitliche Folgen haben. Fast jeder fünfte Todesfall in Deutschland kann insbesondere auf schlechte Ernährung zurückgeführt werden (OECD/European Observatory on Health Systems and Policies, 2019).
Gesetzliche Vorgaben für Kindermarketing gefordert
Im Mai und Juni 2021 wurden in zwei Berliner Supermärkten sowie durch Recherchen auf den Hersteller-Webseiten alle an Kinder beworbenen Produkte der führenden Lebensmittelunternehmen (Unterzeichner des "EU Pledge") identifiziert und mithilfe der Nährwertempfehlungen der WHO Europa abgeglichen. Bereits 2015 führte foodwatch eine Studie mit gleicher Methodik durch. Der Anteil unausgewogener Produkte lag 2015 bei 89,7 Prozent, also leicht über den Ergebnissen der Folgeuntersuchung von 2021: 242 von 283 Produkten (85,5 Prozent) erfüllten nicht die Nährwertempfehlungen der WHO.
Das Fazit der Studie lautet, dass die auf Freiwilligkeit existierende Selbstverpflichtung der Lebensmittel- und Werbeindustrie unzureichend sei und damit nicht sichergestellt werden könne, dass ausgewogene Lebensmittel an Kinder beworben werden. Zukünftig sollte die Bundesregierung im Koalitionsvertrag eine gesetzliche Beschränkung der an Kinder gerichteten Werbung für unausgewogene Produkte verankern.