Weltgesundheitsorganisation

Europa: Gesundheitskompetenz im Setting Schule

Die COVID-19-Pandemie hat die Bedeutung der Gesundheitskompetenz als wichtigen Bestandteil der Bildung hervorgehoben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass es in vielen europäischen Ländern an Ansätzen zur Verbesserung der Gesundheitserziehung und damit der Gesundheitskompetenz in Schulen fehlt. In Deutschland stellt die Digitalstrategie der Kultusministerkonferenz (KMK) einen geeigneten Ansatz dar, um Gesundheitskompetenz auf den Lehrplan zu setzen.

Im September 2021 ist der Bericht "Health literacy in the context of health, well-being and learning outcomes - the case of children and adolescents in schools" der WHO Europa erschienen. Gesundheitskompetenz (engl. health literacy), d.h. die Fähigkeit gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen, kritisch zu bewerten und zu nutzen, ist ein wichtiger Bestandteil der Bildung und hat im Zuge der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen.

Der Bericht gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Erkenntnisse zur Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen. Anschließend hebt er die entscheidende Rolle des Bildungssektors als Profiteur und Umsetzer hervor und ordnet daraufhin die Gesundheitskompetenz in der Schule in die umfassende WHO-Strategie zur Gesundheitskompetenz und den gesamtschulischen Ansatz ein. Im Bericht werden außerdem die wichtigsten Lernziele und Indikatoren für die Gesundheitskompetenz genannt und Handlungsmöglichkeiten für die Umsetzung und Bewertung der Gesundheitskompetenz in der Schule vorgeschlagen.

Die Publikation der WHO richtet sich an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im Gesundheits- und Bildungswesen.


Gesundheitskompetenz in deutschen Schulen

Neben dem Beispiel aus Finnland, wo in Schulen im Rahmen der Gesundheitserziehung Gesundheitskompetenz vermittelt wird, wird auch das Beispiel aus Deutschland vorgestellt. In Deutschland gibt es keinen verbindlichen Lehrplan für die Gesundheitserziehung und Gesundheit - und damit ist auch die Gesundheitskompetenz kein festes Schulthema.Die 2016 von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegte Strategie "Bildung in der digitalen Welt" mit neuen Standards für digitale Bildung und Kompetenz bietet jedoch vielversprechende Ansatzpunkte, um die Gesundheitskompetenz und ihre Kerndimensionen anzusprechen.

Diese neuen Standards der KMK stellen einen verpflichtenden Lehrplan für die digitale Bildung in Schule und für die Ausbildung von Lehrkräften dar. Sie sind Teil der Strategie des deutschen Bildungssektors, die Schulen auf die digitale Transformation der Gesellschaft vorzubereiten. Die Standards sind nicht als ein eigenes Schulfach zu verstehen, sondern als Querschnittsthemen, die fächerübergreifend behandelt werden sollten.

Die Bildungsministerien der Länder haben die Standards in ihre eigenen Rahmenpläne für Medienkompetenz aufgenommen oder integrieren sie in bereits bestehende medienpädagogische Ansätze. Standards, die im Zusammenhang mit digitaler Bildung und Medienkompetenz entwickelt wurden, können somit den Erwerb der Gesundheitskompetenz fördern.


Europäischer Aktionsplan für Gesundheitskompetenz

Die Entwicklung von Lehrplänen und Programmen ist wichtig, um die Gesundheitskompetenz strukturell in den Bildungsrahmen einzubetten. Derzeit wird der europäische Aktionsplan für Gesundheitskompetenz entwickelt, der dazu beitragen kann, Aktivitäten zur Gesundheitskompetenz im Bildungsbereich systematisch zu entwickeln, umzusetzen und zu bewerten.


Vermittlung von Gesundheitskompetenz: kein Einheitsansatz

Der Bericht plädiert dafür, die Vermittlung von Gesundheitskompetenz in Schulen, Klassenzimmern und in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zum Nutzen des Bildungs- und des Gesundheitssektors einzubeziehen und macht Vorschläge, wie dies erreicht werden kann. Die schulische Gesundheitsförderung und -erziehung ist ein wichtiges Mittel zur Stärkung der Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern sowie pädagogischen Fachkräften. Die Entwicklung von Lehrplänen und Programmen ist wichtig für die strukturelle Verankerung der Gesundheitskompetenz im Bildungsrahmen.

Er macht auch deutlich, dass es keinen Einheitsansatz geben kann. Die Vermittlung von Gesundheitskompetenz hängt von den spezifischen Merkmalen der unterschiedlichen Bildungssysteme der 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO ab. Die Gesundheitskompetenz muss an die nationalen Bildungssysteme, Ziele, Lehrpläne, Konzepte und Programme angepasst werden, die bereits vorhanden sind.


Hier steht der gesamte Bericht "Health literacy in the context of health, well-being and learning outcomes - the case of children and adolescents in schools" der WHO Europa zum kostenfreien Download auf Englisch zur Verfügung.


BVPG-Blog: Gesundheitskompetenz

Lesen Sie dazu auch unser Interview zum Schwerpunkt "Gesundheitskompetenz" mit Prof. Dr. Kevin Dadaczynski, Professor für Gesundheitskommunikation und -information an der Hochschule Fulda, und Dr. Orkan Okan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld und Co-Chair der Global Working Group Health Literacy der International Union for Health Promotion and Education (IUHPE).

Gesundheits-/Sicherheitskompetenz zählt zu den drei Schwerpunktthemen der BVPG. Hier erfahren Sie mehr über unsere Schwerpunkte.

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