Weltgesundheitsorganisation
Altersdiskriminierung weltweit verbreitet
Mit ihrem “Global report on ageism“ zeigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass jeder zweite Erwachsene weltweit voreingenommen gegenüber älteren Menschen ist. Die WHO schlägt in diesem Report verschiedene Strategien zur Prävention und zum Abbau der Altersdiskriminierung vor. Denn: Altersdiskriminierung hat gesundheitliche Folgen für die ältere Bevölkerung.
Unter Altersdiskriminierung versteht man die "ungerechtfertigte Benachteiligung von Personen aufgrund ihres Alters". Sie zeigt sich beispielsweise im institutionellen Rahmen, wie in der Arbeitswelt, wenn potentielle Mitarbeitende aufgrund Ihres Alters nicht eingestellt werden. Sie kann auch auf andere Weise in Erscheinung treten, wenn beispielsweise bestimmte Altersgruppen unterschiedlich stark in gesellschaftlichen Positionen auftreten, auf eine bestimmte Weise bei Entscheidungen berücksichtigt werden oder Vergünstigungen oder spezielle Behandlungsmaßnahmen erhalten.
Besonders die Folgen der Diskriminierung aufgrund des hohen Alters werden als gravierend eingestuft. Diese Folgen können sich auf mehrere Ebenen auswirken, u.a. auf die körperliche und psychische Gesundheit älterer Menschen (Voss & Rothermund, 2019).
Angesichts des demografischen Wandels sowie der Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie steigt die Relevanz der Altersdiskriminierung und Maßnahmen zur Prävention und zum Abbau der Altersdiskriminierung sollten gesellschaftsübergreifend diskutiert werden.
WHO: Global report on ageism
Altersdiskriminierung (Ageism) ist weltweit verbreitet. Wie stark, zeigt der Report der WHO "Global report on ageism". Die WHO hat Altersdiskriminierung ebenfalls in den Maßnahmenplan des "Jahrzehnts des gesunden Alterns" (2021 bis 2030), bei der sie die Federführung übernommen hat, aufgenommen.
Die WHO analysierte Daten von 83.000 Befragten aus 57 Ländern und kommt zu dem Ergebnis, dass jeder zweite Erwachsene weltweit voreingenommen gegenüber älteren Menschen ist. In Europa berichtet ein Drittel der älteren Menschen, dass sie bereits Erfahrungen mit Altersdiskriminierung gemacht haben. Altersdiskriminierung kommt in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen häufiger vor als in Ländern mit hohem Einkommen.
Altersdiskriminierung durchdringt viele Institutionen und Sektoren der Gesellschaft, einschließlich derjenigen, die Gesundheits- und Sozialfürsorge anbieten, am Arbeitsplatz, in den Medien und im Rechtssystem, so die WHO. So werden Menschen aufgrund ihres Alters auch medizinische Behandlungen vorenthalten. Altersdiskriminierung reduziert die Lebensqualität von älteren Menschen und führt zu sozialer Isolation und Einsamkeit. Auch Armut und finanzielle Unsicherheit sind Folgen der Altersdiskriminierung. Ältere Menschen können sich auch selbst der in der Gesellschaft am stärksten verbreiteten Stereotypen bedienen und glauben beispielsweise nicht, dass sie im hohen Alter neue Fähigkeiten erlernen, ein neues Hobby beginnen oder sich anderweitig in die Gesellschaft einbringen können. Dabei profitieren eine Gesellschaft und die ältere Person selbst, wenn ältere Menschen sich mit ihren Kenntnissen und Kompetenzen einbringen.
Laut WHO gibt es drei Strategieansätze zum Abbau von Altersdiskriminierung, die sich bereits als wirksam erwiesen haben:
- Gesetze und Richtlinien, die die Probleme rund um Ageism adressieren,
- Aufklärung und Bildung sowie
- generationsübergreifende Aktivitäten, die das Miteinander fördern.
Die WHO empfiehlt in ihrem Bericht, mehr in evidenzbasierte Strategien zur Prävention und Abbau von Altersdiskriminierung zu investieren. Außerdem soll die Forschung und damit die Datenlage verbessert werden, um ein verbessertes Verständnis von Altersdiskriminierung und deren Vermeidung zu erlangen. Sie empfiehlt weiterhin den Aufbau gesellschaftlicher Bewegungen zur Veränderung der Darstellung von Alter und Altern.
Altersdiskriminierung in Deutschland
Laut Daten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) sind in Deutschland sowohl positive als auch negative Altersbilder verbreitet. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der ADS geben ca. 10 Prozent der Befragten an, in den letzten 24 Monaten aufgrund ihres hohen Alters diskriminiert worden zu sein. Altersdiskriminierung bildete in der Befragung von allen Diskriminierungsmerkmalen die größte Gruppe.
BVPG-Blog zum Thema "gesundes Altern"
Was hat sich in Bezug auf Altersbilder im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten besonders durch die Corona-Pandemie verändert? Diese und viele weitere Fragen beantwortete uns Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse, Direktor des Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg, Vorsitzender der Altersberichtskommission der Bundesregierung sowie Mitglied des Deutschen Ethikrates, in unserem Interview zum Thema "gesundes Altern".