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Klimaschutz als Gesundheitsschutz

Wie sich der Klimawandel auf das ärztliche Handeln auswirkt

Mit dem Schwerpunktthema „Von der Krise lernen“ fand vom 17. bis 20. April 2021 der 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) statt. Thematisch geprägt war der Kongress neben der Corona-Pandemie von einer Krise, die bereits lange vor Corona begonnen hat und anhält: die Klimakrise. Wie sich die Klimakrise auf die Gesundheit und damit auf das ärztliche Handeln auswirkt, wurde im Rahmen des Kongresses diskutiert.

Hände halten kleinen Globus
© Beboy - Fotolia.com

 

Die Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) setzt sich dafür ein, dass der Klimawandel zu einem sichtbaren Thema wird. Durch die gesundheitlichen Auswirkungen liegt es auch in der ärztlichen Verantwortung hier tätig zu werden, sei es, durch die Unterstützung entsprechender Initiativen oder durch Sensibilisierung für das Thema. Der Klimawandel ist eine globale Bedrohung und hat Konsequenzen für unsere Gesundheit. Die Klimakrise ist laut der Fachzeitschrift The Lancet bereits seit 2009 als größte Bedrohung für die Gesundheit in unserem Jahrhundert benannt.


Durch Klimakommunikation die Gesellschaft sensibilisieren

Auf der Pressekonferenz "Klimawandel - was sich jetzt ändern muss!" im Rahmen des mehrtägigen Kongresses wurde herausgestellt, dass eine gute "Klimakommunikation" die Voraussetzung dafür ist, die Gesellschaft auf das Thema und den Zusammenhang von Gesundheit und Klimawandel aufmerksam zu machen. Dabei sind auch Vertreterinnen und Vertreter der Gesundheitsberufe gefragt, die eine besonders hohe Glaubwürdigkeit genießen. Hier setzt beispielsweise die Stiftung "Gesunde Erde - Gesunde Menschen", gegründet im Jahr 2020 von Arzt und Wissenschaftsjournalist Dr. med. Eckart von Hirschhausen, an.


Klimawandel als Gesundheitsrisiko

Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, machte den Zusammenhang der Corona-Pandemie mit unserem Umgang mit der Natur deutlich und identifizierte Hitze, verstärkte UV-Strahlungen und verstärkten Pollenflug als wetter- und klimabedingte Gesundheitsrisiken in Deutschland. Der Klimawandel begünstige außerdem die Etablierung von Krankheitserregern, die eigentlich nicht in Deutschland vorkommen, aber über Vögel hierherkommen können und über heimische Mücken übertragen werden können. Ein Beispiel dafür sei das West Nil-Fieber: Im Jahr 2020 habe dieses Virus ein erstes Todesopfer in Deutschland gefordert. "Weniger Fleischkonsum und aktive Bewegung anstelle motorisierter Fortbewegung, das sind Beispiele dafür, wie wir sogenannte Zivilisationskrankheiten vermeiden können und dabei einen Beitrag leisten, die Klimakatastrophe zu verhindern", so Wieler weiter.


Ethische Verantwortung der Ärzteschaft

Zur Frage, wie weit die ethische Verantwortung der Ärzteschaft geht und ob Ärztinnen und Ärzte sich mit dem Klimawandel beschäftigen müssen, lautet die Hauptthese von Prof. Dr. med. Verina Wild, Universität Augsburg: Um der ärztlichen Verantwortung angesichts des Klimawandels gerecht zu werden, ist eine konstruktive Integration Public-Health-ethischer Dimensionen in das ärztliche Ethos anzustreben.


Gesundheit braucht Klimaschutz

Neben den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels für Patientinnen und Patienten sind Ärztinnen und Ärzte auch mit der Frage befasst, wie sie selbst und wie die Institutionen des Gesundheitswesens einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten können. Der deutsche Gesundheitssektor kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten: Im Zuge der Kampagne "Gesundheit braucht Klimaschutz" setzen sich Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Apotheken, Krankenkassen und weitere Einrichtungen zusammen für eine klimaneutrale Gesundheitsversorgung bis 2035 ein.

"Klimaschutz ist Gesundheitsschutz" so hat es Martin Hermann, Vorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), die seit 2017 existiert, in einer Diskussion im Rahmen des Kongresses treffend auf den Punkt gebracht. KLUG war Partner des 127. Kongresses der DGIM.

Vom 4. bis 5. Mai 2021 fand auch der 124. Deutscher Ärztetag statt. Der Klimawandel war hier in der Diskussion zur Weiterbildungsordnung Thema: Es wurde beschlossen, dass der eigenständige Weiterbildungsinhalt "Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit" in die Weiterbildungsordnung aufgenommen wird (PDF). Im Herbst 2021 ist ein weiterer Deutscher Ärztetag vorgesehen, der sich ausschließlich dem Thema "Klimaschutz ist Gesundheitsschutz" widmen soll.

Hier finden Sie die Pressemappe der Pressekonferenz "Klimawandel - was sich jetzt ändern muss!" im Rahmen des 127. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (PDF).


BVPG-BLOG: Schwerpunkt Klimawandel

Was zeichnet eine klimaresiliente Stadt- und Regionalentwicklung aus? Welche Unterstützung bietet dabei das Gesunde Städte-Netzwerk? Welchen Einfluss hat die COVID-19-Pandemie? Lesen Sie mehr dazu in unserem Blogbeitrag mit Dr. Hans Wolter, dem bundesweiten Koordinator des Gesunde Städte-Netzwerks.