Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
Jahrbuch Sucht 2021: Alkoholkonsum bleibt auf hohem Niveau
Jährlich informieren Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis im DHS Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) über die aktuellen Fakten zum Konsum legaler und illegaler Drogen in Deutschland. Ihr Fazit im Jahrbuch Sucht 2021: hoher Alkoholkonsum und Mehrausgaben für Tabakwaren.
Für das Entstehen von nichtübertragbaren Krankheiten (non-communicable diseases, NCDs) gehört der Konsum von Suchtmitteln zu den Risikofaktoren. Das Jahrbuch Sucht 2021 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) fasst (u. a.) die aktuellsten Statistiken zum Konsum von legalen und illegalen Drogen in Deutschland zusammen und informiert über die neuesten Entwicklungen – ein Auszug:
Alkohol
Deutschland bleibt weiterhin Alkohol-Hochkonsumland: Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Pro-Kopf-Konsum und liegt in Jahr 2018 bei 10,7 Liter Reinalkohol (2017: 10,5 Liter). Hochrechnungen zufolge sind hierzulande rund 1,6 Mio. Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren alkoholabhängig. Etwa 1,4 Mio. Menschen konsumieren Alkohol missbräuchlich, d. h. sie trinken große Mengen oder zeigen unter Alkoholeinfluss riskantes Verhalten.
Tabak
Wenngleich der Anteil der Raucherinnen und Raucher in Deutschland seit einigen Jahren rückläufig ist und sich bei Jugendlichen ein Trend zum Nichtrauchen abzeichnet, starben im Jahr 2018 rund 127.000 Menschen allein in Deutschland an den Folgen des Rauchens – dies entspricht 13,3 Prozent aller Todesfälle. Ein Anstieg ist bei selbstgedrehten Zigaretten, beim Verbrauch von (Wasser-)Pfeifentabak und von Zigarren/Zigarillos im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Hingegen ist der Konsum von Fertigzigaretten seit Beginn der 2000er Jahre gesunken. Die Ausgaben für Tabakwaren sind 2020 um +5 Prozent auf 28,8 Mrd. Euro gestiegen.
Illegale Drogen
Von den illegalen Drogen wird Cannabis am meisten konsumiert – sowohl von Erwachsenen als auch von Jugendlichen. Nach Hochrechnungen des Epidemiologischen Suchtsurveys aus dem Jahr 2018 sind 309.000 Personen in Deutschland abhängig von Cannabis. Bei den drogenbedingten Todesfällen ist im Jahr 2020 mit 1.581 Drogentoten ein Anstieg zu beobachten (2019: 1.398 Drogentote).
Glücksspiel
Im Bereich des Glücksspiels warnen die Fachleute, dass die in 2021 geplante Legalisierung von Online-Casinos dazu beitragen kann, die Suchtrisiken zu steigern. Hilfe bei Suchtproblemen finden Betroffene und ihre Angehörigen, Fachleute und Interessierte im DHS Suchthilfeverzeichnis mit über 1.600 Einrichtungen der ambulanten und stationären Suchthilfe in Deutschland unter www.suchthilfeverzeichnis.de.
Erweitertes Angebot der Sucht-Selbsthilfe Verbände
Die Sucht-Selbsthilfeverbände in Deutschland haben ihre digitalen Angebote während der Pandemie verstärkt – die DHS hat eine Auswahl zusammengestellt:
- „SoberRadio“, ein Angebot der Guttempler in Deutschland, sendet wöchentlich neue Podcasts mit Interviews rund um die Themen Sucht, Sucht-Selbsthilfe und gelebte Nüchternheit: www.soberguides.de
- Online-Chats des Kreuzbundes für Suchtkranke und Angehörige auf der Online-Beratungsplattform des Deutschen Caritasverbandes im Sinne eines Blended Counseling: www.kreuzbund.de/chat
- Digitale Selbsthilfe bietet das Blaue Kreuz in der Evangelischen Kirche NRW unter www.mog-bke.de an. In virtuellen Gruppen tauschen sich Betroffene, Angehörige und Interessierte per Videokonferenz über ihre Sucht aus.
- Online-Selbsthilfegruppen im Blauen Kreuz in Deutschland treffen sich über das Online-Tool „BlueMeeting“: www.blaues-kreuz.de/selbsthilfe-online
- Sucht-Chat: Ein Hilfeangebot der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe bei Alkohol-, Medikamenten-, Drogen- und Glücksspielsucht: www.sucht-chat.de
Als Sonderthemen werden „Störung durch Computerspielen als neue Variante einer Verhaltenssucht“ sowie „Suchtberatungsstellen heute – Gemischtwarenladen oder funktional differenzierte Hilfe aus einer Hand?“ im diesjährigen Jahrbuch behandelt, das zudem auch ein umfangreiches Adressverzeichnis deutscher und europäischer Einrichtungen im Suchtbereich beinhaltet.