Zukunftsforum Public Health
Eckpunktepapier für eine Public-Health-Strategie in Deutschland
Das Zukunftsforum Public Health hat das Dokument „Eckpunkte einer Public-Health-Strategie für Deutschland“ veröffentlicht. Es formuliert strategische Vorschläge, die insbesondere auf die bessere Organisation des Public-Health-Systems abzielen. Eine solche Strategie ist heute laut dem Zukunftsforum wichtiger denn je, „um die gesundheitlichen Folgen der Pandemie abzufangen und die gesellschaftlichen Abwehrkräfte für zukünftige Pandemien zu stärken."
Das wichtigste Prinzip von Public Health ist, dass die Gesundheit aller Menschen verbessert wird, indem Lebens- und Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie Gesundheit fördern und vor Krankheit schützen. Ein starkes Public-Health-System kann und muss dazu beitragen, gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen und gesundheitliche Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen und Gesellschaften abzubauen. Trotzdem ist die Bedeutung von Public Health für die Gesundheit der Menschen in Deutschland im öffentlichen Bewusstsein wenig verankert und institutionell nur unzureichend widergespiegelt.
Das Eckpunktepapier für eine Public-Health-Strategie des Zukunftsforums Public Health möchte das ändern und das Bewusstsein der Bevölkerung stärken sowie Public Health politisch verankern.
Partizipativer Prozess zur Entwicklung des Eckpunktepapiers
Das Eckpunktepapier wurde über vier Jahre mit Akteurinnen und Akteuren der Public-Health-Community partizipativ in Symposien, Workshops und Online-Konsultationen diskutiert und erarbeitet. 2019 hat das Zukunftsforum Public Health in Zusammenarbeit mit der BVPG und Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. das Arbeitspapier „Health in All Policies – Entwicklungen, Schwerpunkte und Umsetzungsstrategie für Deutschland“ verfasst und leistet damit einen Beitrag zu einer Public-Health-Strategie für Deutschland.
Beim Kongress „Armut und Gesundheit“ 2021 wurde das Strategiepapier des Zukunftsforums vorgestellt und mit gesundheitspolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Bundestagsfraktionen diskutiert, wie Public Health in Deutschland gestärkt werden kann und welche Rolle dabei eine Public-Health-Strategie spielt.
Durch die Veröffentlichung des Eckpunktepapiers kurz vor der Bundestagswahl im September 2021 erhofft sich die Public Health-Community die Aufnahme entsprechender Forderungen in den neuen Koalitionsvertrag.
Public-Health-Strategie für Deutschland: zehn Eckpunkte
Viele der im Dokument „Eckpunkte einer Public-Health-Strategie für Deutschland“ vorgeschlagenen Veränderungen zielen darauf ab, die organisatorischen Rahmenbedingungen für ein Gelingen von Health in All Policies (HiAP) in Deutschland zu verbessern. Aufbauend auf den zehn „Grundlegenden Maßnahmen der Öffentlichen Gesundheit“ (Essential Public Health Operations, EPHOs) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2015 wurden im Dokument jeweils eine Beschreibung der Ausgangslage und der Herausforderungen, eine Vorstellung der wichtigsten Akteure des Feldes, eine Definition der handlungsleitenden Ziele sowie konkrete Vorschläge, wie diese Ziele erreicht werden können, beschrieben. Die zehn Eckpunkte einer Public-Health-Strategie für Deutschland lauten:
- Governance: Leitung, Führung und Verantwortung für Gesundheitsfragen sicherstellen
- Nachhaltige Organisationsstrukturen und Finanzierung gewährleisten
- Surveillance: Solide Datengrundlagen schaffen und nutzen
- Gesundheitskrisen durch Planung und verbesserte Strukturen effektiver erkennen und bewältigen
- Multisektoralen Gesundheitsschutz besser verzahnen
- Gesundheit und gesundheitliche Chancengleichheit durch eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik verbessern
- Prävention umfassender verankern
- Voraussetzungen für kompetentes Fachpersonal schaffen
- Kommunikation und Information durch Leitlinien und Partizipation verbessern
- Public-Health-Forschung ausbauen
BVPG-Blog: Gesundheit in allen Politikbereichen
Eine Public-Health-Strategie kann nur dann erfolgreich sein, wenn alle Public-Health-Akteure gemeinsam mit gesellschaftlichen und politischen Akteuren in den jeweiligen Lebensbereichen arbeiten, um themen- und ressortübergreifend gesunde Lebensverhältnisse zu erreichen – d. h. „Gesundheit in allen Politikbereichen“ (Health in All Policies, HiAP) umgesetzt wird. Zu HiAP ist nun ein erstes deutschsprachiges Standardwerk unter dem Titel „Gesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Das Konzept Health in All Policies und seine Umsetzung in Deutschland“ erschienen. In unserem Blog haben wir die Mitherausgeberin Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE), dazu interviewt. Sie ist ebenfalls Mitglied der Steuerungsgruppe des Zukunftsforums Public Health und war an der Veröffentlichung der Kurzversion beteiligt.
Die kurze Version der Eckpunkte richtet sich an die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit, die ausführliche Version richtet sich an die Fachgemeinschaft. Helfen Sie mit und streuen Sie diese Dokumente gerne – vor allem an politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auf allen Ebenen – in Ihren Netzwerken. Vielen Dank!