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Stiftung Deutsche Depressionshilfe

COVID-19 und seine Folgen für die psychische Gesundheit

Das „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zeigt, wie sich die Corona-Maßnahmen auf bereits psychisch Erkrankte auswirken und wie sich die Akzeptanz von Online-Angeboten in den letzten Jahren verändert hat.

Trauriger Mann schaut aus Fenster
© Photographee.eu - Fotolia.com

 

In Deutschland erkranken 8,2 Prozent, das sind 5,3 Mio. Menschen, der erwachsenen Deutschen (18 bis 79 Jahre) im Laufe eines Jahres an einer behandlungsbedürftigen Depression – Frauen erkranken dabei doppelt so häufig wie Männer (Jacobi et al., 2016).

Im „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe wurden im Juni und Juli 2020 5.178 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt.

Die Befragung zeigt, dass Menschen mit Depression deutlich stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen sind als die Allgemeinbevölkerung. Der Lockdown wurde von Menschen mit Depression als deutlich belastender erlebt (74 Prozent versus 59 Prozent). Auch die Situation nach dem Lockdown wurde von depressiv Erkrankten als belastender wahrgenommen (68 Prozent versus 36 Prozent).

Die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Depression war in der Krise deutlich beeinträchtig: Behandlungstermine beim Facharzt oder Psychotherapeuten sind bei 48 Prozent der Betroffenen ausgefallen. Außerdem wurden Termine von 13 Prozent der Betroffenen nicht wahrgenommen, da die allgemeine Situation als zu unsicher empfunden wurde.


Gestiegene Akzeptanz für digitale Behandlungen

Ein weiteres Ergebnis der Befragung ist, dass digitale Angebote für psychisch erkrankte Menschen in den letzten Jahren an Bedeutung gewinnen. In einer Befragung des ersten „Deutschland-Barometer Depression“ im Jahr 2017 wurden von 40 Prozent der an Depression erkrankten Menschen Online-Programme als hilfreiche Unterstützung angesehen – im Jahr 2020 sind es 55 Prozent. Auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes nahmen von 70 Prozent auf 55 Prozent ab.

Die Deutsche Depressionshilfe fordert, bei zukünftigen Corona-Maßnahmen die negativen Folgen für psychisch Erkrankte stärker zu berücksichtigen. Die bundesweit repräsentative Befragung wird durch die Deutsche Bahn Stiftung gefördert.


Hier steht der „Grafikband Deutschland-Barometer 2020“ und die Pressemitteilung der Deutsche Depressionshilfe zum Download zur Verfügung.

Informationen zu allen bisher erschienenen Ausgaben des „Deutschland-Barometer Depression“ finden Sie hier.


Offensive Psychische Gesundheit

Mehr Offenheit im Umgang mit psychischer Gesundheit bzw. psychischen Belastungen in der Gesellschaft schaffen und relevante Akteurinnen und Akteure im Bereich der Prävention stärker vernetzen: Das sind die Ziele der ressortübergreifenden Offensive Psychische Gesundheit (OPG), die im Oktober 2020 gestartet ist. Finden Sie hier weitere Informationen zur OPG.

Quellen

Jacobi F., Höfler M. et al. (2016): Erratum zu: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul „Psychische Gesundheit“ (DEGS1-MH). Nervenarzt 87 (1): 88 – 90.

Autor/in

Linda Arzberger