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Journal of Health Monitoring

Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und COVID-19

Ein möglicher Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und COVID-19 für Deutschland und andere europäische Länder wurde bisher nur wenig erforscht. Das Special Issue S7/2020 des Journal of Health Monitoring beleuchtet nun in zwei Focus-Artikeln diese Thematik und zeichnet einen Trend ab.

Hochhausfront
© anderssehen - Fotolia.com

 

International gibt es bereits Hinweise - vor allem aus den USA und Großbritannien -, dass das Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 und für schwere Verläufe von COVID-19 in Gruppen mit niedrigem sozioökonomischem Status höher sein könnte. Jetzt liegen Untersuchungen vor, die diesen Zusammenhang für Deutschland und andere europäische Länder beleuchten. Datengrundlage der Analysen sind COVID-19-Meldedaten aus Deutschland sowie die internationale Forschungsliteratur.

Der Scoping Review "Sozioökonomische Ungleichheit und COVID-19 - Eine Übersicht über den internationalen Forschungsstand" gibt einen Überblick über die internationale Forschungsliteratur zur Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und der COVID-19-Erkrankung gibt. Die wenige vorhandene Evidenz deutet auf sozioökonomische Ungleichheiten in Bezug auf COVID-19 in Deutschland hin. Einen Großteil der Analysen machen bislang ökologische Studien aus, die ausschließlich Indikatoren auf der regionalen Ebene verwenden. Wissenschaftliche Arbeiten, die sozioökonomische Indikatoren auf der Individualebene erheben (z.B. die berufliche Stellung), sind für zukünftige Untersuchungen jedoch dringend erforderlich. Denn diese helfen, die zugrundeliegenden Mechanismen besser verstehen zu können und Ansatzpunkte für gezielte Maßnahmen des Infektionsschutzes entwickeln zu können.


Drohende Verschärfung gesundheitlicher Ungleichheit

Der Beitrag "Sozioökonomische Ungleichheit im Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 - Erste Ergebnisse einer Analyse der Meldedaten für Deutschland" stellt die Ergebnisse einer ersten bundesweiten Analyse der COVID-19-Meldedaten mit einem Index sozioökonomischer Deprivation auf regionaler Ebene dar. Dieser "German Index of Socioeconomic Deprivation" (GISD) wurde 2017 vom Robert Koch-Institut (RKI) entwickelt.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Infektionsrisiko in Deutschland regionalen Mustern sozioökonomischer Ungleichheit folgt. Außerdem ist zu befürchten, dass im weiteren Verlauf der Pandemie benachteiligte Menschen stärker von COVID-19 betroffen sein könnten. Bereits bestehende gesundheitliche Ungleichheiten könnten sich verschärfen.

Hier gelangen zu den Beiträgen im Journal of Health Monitoring (Special Issue S7/2020) "Sozioökonomische Ungleichheit und COVID-19 - Eine Übersicht über den internationalen Forschungsstand" und "Sozioökonomische Ungleichheit im Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 - Erste Ergebnisse einer Analyse der Meldedaten für Deutschland" (PDF).


Präventionsmaßnahmen für sozial-schwache Familien

Welche Auswirkungen die Quarantänemaßnahmen auf die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien aus sozial schwächeren Verhältnissen haben, ist in einem Beitrag von Professor Gerd Glaeske, Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen, im Ersatzkassenmagazin 4/2020 nachzulesenn. "Besonders betroffen sind sozial-schwache Familien und Kinder. Hier müssen Präventionsmaßnahmen an Bedeutung gewinnen, um Gewalt und psychosozialen Belastungen entgegenzuwirken.", so Professor Glaeske im Beitrag.