Digitalisierung in der Ernährung

Der Einfluss des Digitalisierungszeitalters auf unsere Ernährung

Künstliche Intelligenz, Internet of Things oder Big Data - wie beeinflussen technologische Innovationen zukünftig unser Ernährungsverhalten? Der Artikel von Burdack et. al (2020) widmet sich dieser Frage und erörtert Chancen und Risiken der Digitalisierung für unsere Ernährung.

Das Ernährungsverhalten wird von vielen verschiedenen digitalen Technologien beeinflusst - Kochrezepte werden über das Internet gesucht, die klassische Ernährungsberatung wird über Apps durchgeführt oder mit einer Online-Beratung ergänzt und Influencer bestimmen auf Social Media, was "gesund" und ist und was nicht. Burdack et. al (2020) teilen diese digitalen Einflussfaktoren in fünf Faktorengruppen ein:

- Internet der Dinge (Internet of Things, IoT)
- Daten/Big Data
- Künstliche Intelligenz (KI)
- Kritische Infrastrukturen (KRITIS)
- Digitale soziale (Inter-)Aktionen

Die Faktoren wurden aus Erkenntnissen explorativer Experteninterviews, einer quantitativen Bürger-Trend-Befragung und einem Literaturreview gewonnen und mit bereits veröffentlichten wissenschaftlichen Studien verknüpft.

Das IoT bezeichnet Technologien, die Daten sammeln und sich diese gegenseitig über eine Cloud mitteilen. Dazu zählen beispielsweise Kalorienverbrennungszähler in Smart Watches, aber auch Urin- und Stuhlanalysen in smarten Toiletten: Diese können verschiedenen Werte analysieren (z.B. Blutglukose, Kontrolle der Medikamenteneinnahme) und diese beispielsweise weiter an einen Kühlschrank kommunizieren, der daraufhin Lebensmittel bestellt und liefern lassen oder einen Ernährungsplan auf Basis dieser Daten erstellen kann. Diese digitalen Lösungen (Smarthomes) können auch bei der Unterstützung von Alzheimerpatientinnen und -patienten zukünftig eine Rolle in Bezug auf Gesundheitsförderung und Verletzungsprävention spielen. Momentan werden solche Technologien eher in Kliniken genutzt - durch sinkende Produktionskosten vieler digitaler Innovationen können diese aber zukünftig auch von der breiten Bevölkerung genutzt werden.


Chancen und Risiken im "Digitalisierungszeitalter"

Durch den Mix aus analogen und digitalen Instrumenten können Ernährungsberaterinnen und -berater, Ärztinnen und Ärzte und weiteres Fachpersonal eine präzisere Gesundheitsbewertung erstellen. Eine Kontrolle des eigenen Verhaltens durch ernährungsberatende Smartphone-Apps kann sich positiv auf das Durchhaltevermögen und die Motivation der nutzenden Personen auswirken. Neben diesen Chancen kristallisieren sich jedoch auch Risiken heraus: So ist eine verlässliche Datenqualität der IoT-Geräte noch nicht ausreichend gegeben. Social Media, das eine immer größere Rolle spielt, hat zunehmend Einfluss auf das Essverhalten der Nutzenden: Da das Vertrauen in Influencer sehr groß ist, ist auch die gesundheitliche Gefahr durch die Verbreitung von Falschinformationen erhöht. Weiterhin ist der rechtliche und ethische Aspekt der Nutzung persönlicher Daten zu hinterfragen. Entsprechende Ethik-Richtlinien wurden von der EU-Kommission (2019) verabschiedet, die verhindern soll, dass durch KI-Algorithmen die Menschenrechte verletzt werden.

Auch der Aspekt der Umweltbelastung ist zu nennen, da durch die Speicherung, Verarbeitung und Verknüpfung der Daten große Mengen an Energie und Ressourcen bereitgestellt werden müssen und dadurch die CO2-Emission steigt.

Die Geschwindigkeit der Entwicklungen digitaler Innovationen ist hoch. Das stellt Politik und Wissenschaft vor Herausforderungen. Die Politik hat 2019 mit dem Digitale-Versorgung-Gesetzt reagiert. Damit wird die ärztliche Verschreibung von Gesundheits-Apps und die Nutzung von Online-Sprechstunden geregelt.

Eine weitere, nicht zu vernachlässigende Herausforderung ist die der Zugänglichkeit technologischer Innovationen: "Es müssen Wege gefunden und aktiv gestaltet werden, um mit den digitalen Lösungen möglichst viele Menschen gleichberechtigt zu erreichen und ihnen einen erleichterten Zugang zu validierten Empfehlungen für eine gesundheitsförderliche Ernährung zu ermöglichen.", bilanzieren Burdack et al.

Der Beitrag von Burdack et al. "Digitalisierung in der Ernährung. Einflüsse von IoT, KI und Big Data." ist in der Ernährungsumschau 8/2020 erschienen.

Quellen

Burdack, D.; Gärtner, S.; Wiedmer, P. & Brunsch, R.(2020): Digitalisierung in der Ernährung. Einflüsse von IoT, KI und Big Data. Ernährungsumschau; 67(8): M480-6

Autor/in

Linda Arzberger

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