Die Pandemie als psychologische Herausforderung

Wie kommt es zu Pandemien und wie gehen wir damit um?

Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in China hat der kanadische Psychologe Steven Taylor ein informatives Sachbuch zu den psychologischen Herausforderungen von Pandemien verfasst. Im Oktober 2019 wurde das englische Original veröffentlicht - seit Juni liegt die deutsche Fassung vor.

Frau mit einer Gesichtsmaske steht vor Bus und hält Mobitelefon
© Nils - stock.adobe.com

 

Steven Taylor ist Professor für klinische Psychologie an der Universität von Vancouver und befasst sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema Pandemien. Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung seines neuen Buches "Die Pandemie als psychologische Herausforderung. Ansätze für ein psychosoziales Krisenmanagement" könnte nicht besser sein. Taylor prangert an, dass schon lange vor dem neuartigen Coronavirus Szenarien für die Bekämpfung von Pandemien entworfen wurden, aber insbesondere den psychologischen und emotionalen Wirkungen und Nebenwirkungen dabei viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Mit der Zielsetzung, diese Lücke zur psychosozialen Dimension einer Pandemie zu schließen, hat er dieses Buch verfasst. Dabei ging er davon aus, dass die nächste Pandemie aus irgendeiner Form von Influenza entstehen würde. Die von ihm aufgezeichneten Auswirkungen einer Pandemie sind aber nahezu identisch mit dem, was sich bei COVID-19 gezeigt hat.

Pandemien: Woher kommen sie und was bewirken sie?

Das Buch gibt einen breiten, wissenschaftlich belegten Überblick über Pandemien: Beginnend mit einer Zusammenfassung, wie es zu Pandemien kommt, folgt in den weiteren Kapiteln der typische Ablauf von Pandemien - so wie wir ihn gerade alle erleben: von Hygienepraktiken, Abstandsregeln, Maskenpflicht, Jagd nach Wundermitteln und Impfstoffen, Ängsten und Unsicherheit, Hamsterkäufen, Panikattacken, Verschwörungstheorien, Kritik an Medien, der Verbreitung von falschen Nachrichten über soziale Netzwerke bis hin zu Sündenbocksuche und Stigmatisierung.

Neu bei der aktuellen Pandemie ist, im Vergleich zu früheren, die Vernetzung der Bevölkerung über Soziale Medien. Die Nutzer Sozialer Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Informationsverbreitung. Sie entscheiden, welche Botschaften sie auf welchen Plattformen mit welchen Gruppen teilen. Dadurch können Botschaften verstärkt verbreitet, andere wiederum ignoriert werden. Eine qualitative Bewertung der Informationen ist nicht gewährleistet, was für die Meinungsbildung des Einzelnen problematisch sein kann - und damit auch für den Umgang mit diesen Informationen. Verharmlosung der Situation oder Panik können zum Beispiel die Folgen sein.

Taylor empfiehlt zur Bewältigung zukünftiger Pandemien unter anderem

  • eine verbesserte Krisen- und Risikokommunikation,
  • die verbesserte Einhaltung von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen und
  • die angemessene Berücksichtigung psychischer Gesundheit.
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    Steven Taylor
    Die Pandemie als psychologische Herausforderung.
    Ansätze für ein psychosoziales Krisenmanagement
    185 Seiten, broschiert
    Psychosozial-Verlag
    2020
    ISBN 978-3-8379-3035-1
    € 19,90
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