Wissen und Argumente zur Meinungsbildung

Digitalisierung: Viele Fragen - zwei neue Fachbücher

Die Digitalisierung wird das Gesundheitssystem radikal verändern. Doch in welche Richtung und mit welchem Ergebnis? Darauf gibt es keine eindeutigen Antworten, aber zumindest zwei neue Fachbücher, die Wissen und Argumente liefern, damit man sich selbst eine fundierte Meinung bilden kann.

Das von Herbert Rebscher und Stefan Kaufmann herausgegebene Buch "Digitalisierungsmanagement in Gesundheitssystemen" erörtert folgende Fragen:

  • Wie schätzt die Industrie ihre eigene Leistungsfähigkeit ein und wie sehen die erwartbaren Entwicklungsszenarien im Hinblick auf Big Data, Diagnostik, Medizinprodukte und Patientenunterstützung aus?
  • Wie massiv wird die Digitalisierung den regulatorischen Rahmen und die Systematik der Honorierungssysteme berühren und verändern und wie müssen sich unsere Gesundheitssysteme darauf vorbereiten?
  • Wie kann sich der stationäre Sektor auf die Veränderungen einstellen und verändern?
  • Welche Möglichkeiten bieten therapiebegleitende Unterstützungsmodule, die von Patienten sowohl in der Klinik oder im ambulanten Setting genutzt werden?
  • Wie gehen Versicherungen, als datengetriebene Organisationen, mit der fortschreitenden Digitalisierung um? In welcher Form werden sie ihre Prozesse und die Kundenkommunikation neu ordnen?
  • Wie entwickelt sich der Markt der präventiven und begleitenden digitalen Angebote für Patienten weiter? Benötigen wir eine Zertifizierung und Gütesiegel für diesen kaum noch überschaubaren Markt?

Wichtig ist den Herausgebern dabei, "...die technologisch getriebene Diskussion um die Digitalisierung ... um ihre kulturelle Dimension, um Kosten und Nutzen, um Sicherheit und Qualität" zu ergänzen (S. 4).


Der von Tim Hagemann herausgegebene Sammelband "Gestaltung des Sozial- und Gesundheitswesens im Zeitalter von Digitalisierung und technischer Assistenz" ist in folgende fünf Kapitel gegliedert:

  1. (Sozial-)Raum und Zeit,
  2. Technik und Gesundheit,
  3. Beratung und Therapie,
  4. Qualifikation und Bildung sowie
  5. Management und Innovation.

In Teil 1 reflektieren die Autorinnen und Autoren die möglichen Auswirkungen der Digitalisierung auf die Handlungsfelder der sozialen Arbeit.

Der 2. Teil widmet sich der zunehmenden technischen Assistenz im Gesundheitswesen. Hier werden Fragen hinsichtlich realisierbarer Potentiale, aber auch hinsichtlich gesellschaftlicher Akzeptanz und möglicher Risiken diskutiert.

Im 3. Kapitel geht es um die verschiedenen Formen der digitalen Kommunikation wie z.B. Foren, Blogs und Chats. Auch hier werden aus unterschiedlichen Perspektiven die dadurch entstehenden Chancen und Risiken beschrieben.

Kapitel 4 thematisiert die rasanten Veränderungen der Bildungslandschaft. Die Beiträge hier verdeutlichen, dass neben technischen und didaktischen Fragestellungen auch Teilhabe und gerechte Zugänge zur Bildung im Fokus stehen müssen.

Die Beiträge in Kapitel 5 schließlich widmen sich den Auswirkungen, die die Digitalisierung auf die Methoden des Controllings, der Personalgewinnung und die Gestaltung der betrieblichen Gesundheitsförderung hat.


Beide Bücher sind ganz und in Ausschnitten lesenswert, um Möglichkeiten und Grenzen zunehmender Digitalisierung - auch im Feld der Gesundheitsförderung und Prävention - zu erkennen und einschätzen zu können.

Herbert Rebscher, Stefan Kaufmann (Hrsg.): Digitalisierungsmanagement in Gesundheitssystemen, Heidelberg: medhochzwei Verlag 2017, ISBN: 978-3-86216-367-0, 69,99 Euro
Tim Hagemann (Hrsg.): Gestaltung des Sozial- und Gesundheitswesens im Zeitalter von Digitalisierung und technischer Assistenz. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2017, ISBN 978-3-8487-3656-0, 119,00 Euro

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