Immer mehr Menschen ziehen in die Städte

Leben in der Stadt: Gefahr für die psychische Gesundheit?!

Flächendeckende Versorgungsangebote, Infrastruktur, ein umfassendes Kultur- und Freizeitangebot - das Leben in Städten ist durch viele Annehmlichkeiten geprägt. Doch auch Lärm, Dichte und Umweltbelastungen sind vielerorts charakteristisch. Was diese Kehrseite für die psychische Gesundheit bedeuten kann, stellen nun zwei Studien heraus.

Die Urbanisierung nimmt zu: Immer mehr Menschen ziehen in die Städte, während ländliche Regionen massiven Bevölkerungsschwund verzeichnen. Im Jahr 2030 leben nach Schätzungen der Vereinten Nationen zwei von drei Menschen weltweit in Städten. Doch was bedeutet dies für die psychische Gesundheit?


Stadtleben als Risikofaktor?!

Dass das Leben in Städten u.a. Schizophrenien begünstigen kann, legen Forschungsergebnisse von Dr. Mazda Adli, Leiter des Forschungsbereichs für affektive Störungen an der Charité, nahe. Seinen Ausführungen zufolge haben Stadtbewohnerinnen und -bewohner ein doppelt so hohes Schizophrenie-Risiko wie Menschen, die im ländlichen Raum wohnen. Das relative Risiko sei jedoch abhängig von Urbanisierungsgrad und Expositionsdauer. So könne das Schizophrenie-Risiko durch einen Umzug aufs Land auch wieder gesenkt werden.

In Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen zeigt auch eine Studie von Forscherinnen und Forscher des University College in London, dass Menschen in Großstädten eher an Psychosen erkranken als Menschen im ländlichen Raum.

Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Inzidenz von Psychosen in Großbritannien und Nordirland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien und Brasilien und stellten dabei fest, dass von 100.000 Menschen etwa 21 pro Jahr an einer psychotischen Störung erkranken - allerdings mit erheblichen regionalen Unterschieden. Während im ländlichen Raum um die spanische Stadt Santiago 6 von 100.000 Menschen von einer psychotischen Störung betroffen waren, wurden in der Großstadt Paris 46 Fälle identifiziert.

Den Forscherinnen und Forschern zufolge spielen neben genetischen Ursachen, Alter, Geschlecht und sozialer Zugehörigkeit auch Umweltbedingungen eine Rolle. Zudem sei davon auszugehen, dass Betroffene in Großstädten häufiger Hilfsangebote in Anspruch nehmen als im ländlichen Raum - dies wirke sich auch auf die Anzahl der gestellten Diagnosen aus.


Wohneigentum als Ressource?!

Weiterhin konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen niedrigen Fallzahlen und Gebieten mit hohem Eigenheimanteil aufzeigen. Als Begründung dafür führten sie an, dass Eigenheime meist von Familien bewohnt werden und somit die Sorge sozialer Isolation hier abgemildert wird. Anders verhält es sich in Großstädten: Hier wohnen Menschen häufig allein zur Miete; soziale Spannungen sind manchmal enorm. Dies könnte, so die Autorinnen und Autoren, das Gefühl der sozialen Isolation und Unsicherheit noch verstärken.

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