Chronifizierung verhindern
Psychotherapie statt langer Krankschreibung
Psychische Erkrankungen sind eine der Hauptursachen für Langzeitarbeitsunfähigkeit und Krankengeldzahlungen. Mehr psychotherapeutische Behandlungsplätze könnten lang andauernde Krankschreibungen verhindern.
Die Bundespsychotherapeutenkammer legt in einer aktuellen Untersuchung offen, dass psychische Erkrankungen weiterhin häufig zu überdurchschnittlich langen Krankschreibungen von Arbeitnehmenden führen. Die Dauer der Krankschreibung beträgt durchschnittlich 34 Arbeitstage.
Insgesamt entfällt rund ein Viertel des Krankengeldes, das die Kassen ausgeben, auf psychische Erkrankungen. Diese Kosten beliefen sich im Jahr 2016 auf rund 2,9 Milliarden Euro. Die Ausgaben für ambulante Psychotherapie betrugen im Vergleichszeitraum weniger - rund 2 Milliarden Euro.
Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Dr. Dietrich Munz, fordert die Krankenkassen deshalb auf, mehr Behandlungsplätze zu schaffen, anstatt in Krankengeld zu investieren. Eine frühzeitige Behandlung kann der Chronifizierung von psychischen Erkrankungen vorbeugen. Könnten Beschäftigte früher als bisher eine Psychotherapie beginnen, würden sich lange Krankschreibungen und die Ausgabe von Krankengeld verringern.
Mehrere Monate auf eine Psychotherapie zu warten, sei insbesondere auf dem Land die Realität, so Dr. Munz. Die BPtK spricht sich deshalb für rund 4.000 zusätzliche psychotherapeutische Praxen in ländlichen Regionen aus. Diese Forderung wird auch in der Politik vertreten, so z.B. von den Grünen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation ist aus ihrer Sicht angezeigt, dass Patienten, die keinen Therapieplatz finden, von den Krankenkassen die Kosten für die Behandlung in Privatpraxen erstattet bekommen.