Repräsentative Studie

Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland

Die repräsentative Studie zur Gesundheitskompetenz in Deutschland, HLS-GER 2 (Health Literacy Survey Germany 2), durchgeführt vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld, kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Gesundheitskompetenz in Deutschland im Vergleich zu 2014 (HLS-GER) verschlechtert hat.

Gesundheitskompetenz beschreibt die Fähigkeit, gesundheitsrelevante Informationen ausfindig zu machen, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Sie ist eine wesentliche Voraussetzung gesundheitlicher Chancengleichheit.

Die Studie HLS-GER 2 zeigt: 58,8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben eine geringe Gesundheitskompetenz. Verglichen mit der ersten Erhebung (HLS-GER) aus dem Jahr 2014 hat sich dieser Wert verschlechtert.

Auch weitere Studien haben gezeigt: Eine geringe Gesundheitskompetenz hat zahlreiche negative Folgen und ist mit ungesundem Verhalten wie geringerer Bewegung, schlechterer Ernährung, häufigerem Übergewicht, schlechterer subjektiver Gesundheit, mehr Fehltagen am Arbeitsplatz und intensiverer Nutzung des Gesundheitssystems verbunden.


Ergebnisse der Gesundheitskompetenz-Studie HLS-GER 2

Auf der Website des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz (NAP) wurden die wichtigsten Ergebnisse der Studie veröffentlicht:

  • Soziodemographische Verteilung: Zu den Personengruppen mit durchschnittlich geringerer Gesundheitskompetenz gehören Menschen mit niedrigem Bildungsniveau (78,3 Prozent), mit niedrigem Sozialstatus (71,9 Prozent), ab 65 Jahren (65,1 Prozent), mit chronischer Erkrankung (62,3 Prozent), mit Migrationshintergrund (63,1 Prozent) und im Alter zwischen 18 und 29 Jahren (60,7 Prozent).
  • Informationsverarbeitung: Die Beurteilung von Informationen fällt der Bevölkerung am schwersten: 74,9 Prozent der Befragten verfügen hier über eine geringe Gesundheitskompetenz. Auch bei der Anwendung von Gesundheitsinformation ist der Anteil geringer Gesundheitskompetenz mit 53,7 Prozent relativ hoch. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die Gesundheitskompetenz bei allen Schritten der Informationsverarbeitung tendenziell verbessert.
  • Gesundheitsförderung und Prävention: Im Bereich Gesundheitsförderung ist mit 67,7 Prozent der höchste Anteil an geringer Gesundheitskompetenz vorzufinden. Im Bereich Prävention beläuft er sich auf 54,8 Prozent, im Bereich Krankheitsbewältigung/Versorgung auf 45,2 Prozent. Während der Corona-Pandemie hat sich die Gesundheitskompetenz hier tendenziell verbessert.
  • Digitale Gesundheitskompetenz: Die digitale Gesundheitskompetenz der Befragten ist sehr schwach ausgeprägt. Drei Viertel der Befragten weist eine geringe digitale Gesundheitskompetenz auf und hat große Schwierigkeiten, mit digitaler Information umzugehen. Während der Corona-Pandemie hat sich die digitale Gesundheitskompetenz verbessert. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten zum Thema Gesundheit, die der Studie zufolge nicht sehr hoch ist. Seit der Corona-Pandemie ist die Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten gestiegen.
  • Navigationale Gesundheitskompetenz: Nahezu vier Fünftel der Bevölkerung haben eine geringe navigationale Gesundheitskompetenz und sehen sich vor Schwierigkeiten im Umgang mit Informationen zur Navigation und Orientierung gestellt – besonders, wenn es um die Funktionsweise des Gesundheitssystems, das Verstehen von Gesundheitsreformen, Patientenrechte und Qualitätsfragen geht. Während der Corona-Pandemie hat sich die navigationale Gesundheitskompetenz kaum verändert.
  • Kommunikative Gesundheitskompetenz: Die kommunikative Gesundheitskompetenz ist besser ausgeprägt. Der Anteil geringer Gesundheitskompetenz beträgt hier 35,7 Prozent.

Die Studie HLS-GER 2 wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Eva-Maria Berens vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Public Health der Hertie School in Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann durchgeführt.

Für die repräsentative Untersuchung wurden 2.151 Personen über 18 Jahren anhand eines Fragenkataloges zu ihrer Gesundheitskompetenz befragt. Um auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit einzubeziehen, folgte im Herbst 2020 eine Zusatzerhebung mit 532 Personen.

HLS-GER 2 wurde vom Ministerium für Justiz und für den Verbraucherschutz und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert und ist Teil des internationalen Health Literacy-Surveys (HLS19), der als Projekt des „WHO Action Network on Measuring Population and Organizational Health Literacy (M-POHL)” konzipiert und durchgeführt wird.


Hier gelangen Sie zu den Ergebnisberichten:

Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor und während der Corona Pandemie: Ergebnisse des HLS-GER 2.

Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Vergleich der Erhebungen 2014 und 2020.


BVPG-Blog — Schwerpunkt Gesundheitskompetenz

Lesen Sie dazu auch den BVPG-Blogbeitrag: Interview mit den HLS-GER 2-Studienleiterinnen, Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Eva Maria Berens, vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld: „Es besteht großer Handlungsbedarf, die Gesundheitskompetenz zu verbessern.”

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